An sich wäre es mir am liebsten, wenn die u-bahn-station »Otto-Grotewohl-Straße«, einstmals »Thälmannplatz«, nach dem 3. oktober 1991 einfach weiterhin »Otto-Grotewohl-Straße« geheißen hätte.
Die Mohrenstraße selbst, deren umbenennung in Nelson-Mandela-Straße der verein »Berlin Postkolonial« fordert, hieß auch zu DDR-zeiten so, was nicht nur aus der Wikipedia, sondern auch aus meinem alten stadtplan hervorgeht. Der begriff »mohr« geht nicht, wie es volkstümlich gelegentlich hergeleitet wird, auf das »moor« und dessen farbe zurück, was dann von manchen als »schmutzig« interpretiert wird, sondern ist von lateinisch »maurus« abgeleitet. Und das bedeutet laut Stowasser nichts anderes als »afrikanisch«.
Sprache wandelt sich mit der zeit und begriffe können sich von etwas neutralen oder positiven in etwas negatives wandeln. Mir fällt dazu der begriff »kanaka« aus der polinesischen sprache ein, der eigentlich »mensch« bedeutet, von seefahrern im 19. jahrhundert positiv für menschen unterschiedlicher herkunft verwendet wurde und seit ende des 20. jahrhunderts bis heute als universal-schimpfwort gegen alles was »südländisch« aussieht verwendet wird.
Allerdings ist der begriff »mohr« dermaßen veraltet und ungebräuchlich, daß es mir nicht geläufig ist, daß er zum beleidigen benützt würde. Da sind andere wörter gebräuchlicher.
Mir ist eine redensart in erinnerung, daß leute, die eine arbeit aufgehalst bekamen, die sie nicht verrichten wollten, sagten »ich bin hier wieder der neger«. Damit haben sie, vermutlich ohne sich darüber bewußt zu sein, dieses wort vom rassenbegriff zum klassenbegriff gemacht, indem nicht nach aussehen oder herkunft, sondern nach art der tätigkeit sortiert wird: der »neger« ist in dem fall der mensch, der nicht gefragt wird, sondern bei dem es klar ist daß er arbeiten muß und die arbeit auch nicht anerkannt wird.
Im ausgehenden 17./anfang des 18. jahrhunderts als die Mohrenstraße ihren namen bekam, wurde in Brandenburg-Preußen absolutistisch geherrscht. Das gemeine volk gehörte den grundbesitzern. Im »zivilisierten Europa« war es für die herrschende klasse nichts ungewöhnliches, daß menschen ihr eigentum waren, die nach belieben gekauft, verkauft oder verschenkt werden konnten, die herkunft oder das ausehen dieser leute war denen vermutlich herzlich egal.
Natürlich soll es in Berlin eine straße geben, die nach Nelson Mandela benannt ist. Allerdings sollte man nicht die Mohrenstraße umbenennen, sondern den Hohenzollerndamm. Das war die herrschaft, in deren namen fremde völker und auch das eigene unterdrückt wurden. In deren namen wurde im vergangenen jahrhundert erst in Afrika und dann in Europa krieg geführt.
Es wäre zumindest ein symbol, eine große straße, die an die herrschaft der Hohenzollern erinnert, nach Nelson Mandela zu benennen, einem schwarzen freiheitskämpfer, der auch für die versöhnung von schwarz und weiß stand.
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