Donnerstag, 1. September 2011

Zum Antikriegstag


Stimmen aus dem Massengrab
(Für den Totensonntag. Anstatt einer Predigt)
Von Erich Kästner 
Da liegen wir und gingen längst in Stücken.
Ihr kommt vorbei und denkt: sie schlafen fest.
Wir aber liegen schlaflos auf dem Rücken,
weil uns die Angst um Euch nicht schlafen läßt.
 
Wir haben Dreck im Mund und müssen schweigen,
Und möchten schreien bis das Grab zerbricht!
Und möchten schreiend aus den Gräbern steigen!
Wir haben Dreck im Mund. Ihr hört uns nicht.
 
Ihr hört nur auf das Plaudern der Pastoren,
wenn sie mit ihrem Chef vertraulich tun.
Ihr lieber Gott hat einen krieg verloren
und läßt Euch sagen: Laßt die Toten ruhn!
 
Ihr dürft die Angestellten Gottes loben.
Sie sprachen schön am Massengrab von Pflicht.
Wir lagen unten und sie standen oben.
»Das Leben ist der Güter höchstes nicht.«
 
Da liegen wir den toten Mund voll Dreck.
Und es kam anders, als wir sterbend dachten.
Wir starben. Doch wir starben ohne Zweck.
Ihr laßt Euch morgen, wie wir gestern, schlachten.
 
Vier Jahre Mord, und dann ein schön Geläute!
Ihr geht vorbei und denkt: sie schlafen fest.
Vier Jahre Mord und ein paar Kränze heute!
Verlaßt Euch nie auf Gott und seine Leute!
Verdammt, wenn Ihr das je vergeßt!


In Königs Wusterhausen gibt es keine Friedensstraße mehr.
 Ob das dem pazifisten Erich Kästner gefallen hätte?





2 Kommentare:

  1. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  2. Meine liebe sehr bewunderte Kampfgenossin Mechthild,
    Prima Beitrag! Gut daß es noch Menschen gibt die den Weltfriedenstag noch gedenken wollen.
    Siehe Dir mal bei Freundin Margitta der Beitrag http://paulinchen-ist-allein-zu-haus.blogspot.com/2011/09/weltfriedenstag.html
    an, sowie was ich dort dazu schrieb.
    Ganz liebe Grüße aus Flandern nach Berlin,
    Deine Freundin
    Nadja

    PS: Entschuldige, musste den Beitrag löschen wegen einen störenden Schreibfehler, ist hiermit berichtigt!

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