Heute abend wird wieder das Goldene Brett verliehen und schon wieder habe ich es verschlafen, meinen kandidaten rechtzeitig zu nominieren.
Mein kandidat wäre die Deutsche Bundesregierung gewesen. Zwar hat die wenigstens mal drüber nachgedacht, den beruf des heilpraktikers abzuschaffen, wie Panorama ende oktober berichtete.
Lustige tatsache ist jedoch, daß man bis heute im kurs.net der Bundesirrenagentur heilpraktikerkurse auf bildungsgutschein findet. Die »ausbildung« für diesen beruf wird also nicht nur nicht abgeschafft, sondern sogar auch noch staatlich gefördert. Die kosten für so eine ausbildung belaufen sich von ca. 2.500€ bis über 20.000€. Man kann die »ausbildung« auch bequem im fernstudium von zu hause aus machen, man muß nur zu einem Präsenzseminar á 20 Stunden (2,5 Tage) zur Vermittlung von Kenntnissen in Anamnese, Untersuchungsmethoden und Injektionstechniken. Die Seminargebühren sind in den Studiengebühren enthalten antanzen. Das hört sich nach einer fundierten ausbildung an. Muß es wohl auch sein, gibt’s schließlich auf bildungsgutschein. Im gegensatz zu meisterkursen.
Übrigens benötigt man keinen dieser kurse, um zur heilpraktikerprüfung auf dem gesundheitsamt zugelassen zu werden. Man benötigt bloß einen schulabschluß (hauptschule reicht), ein sauberes polizeiliches führungszeugnis, ein ärztliches attest über die gesundheit und man muß über 25 jahre alt sein, irgendwelche ausbildungsnachweise sind unnötig. Möchte man die prüfung für einen gesellen-, facharbeiter- oder kaufmannsgehilfenbrief ablegen, ist es zwingend vorgeschrieben, ausbildungsnachweise vorzulegen und wenn man das dritte mal durchgefallen ist, ist schluß. Die heilpraktikerprüfung darf man so oft wiederholen, wie man möchte.
Die prüfung zum heilpraktiker gilt unter den anwärtern als »anspruchsvoll«. Angeblich bräuchte man dafür ein halbes medizinstudium. Stellt sich die frage, weshalb man mit einem halben medizinstudium in einer eigenen praxis auch schwerstkranke behandeln, mit einer halben frisörlehre aber keinen eigenen salon betreiben darf, dafür benötigt man eine abgeschlossene lehre und einen meisterbrief. Die prüfung besteht aus einem ankreuztest und einer mündlichen prüfung. Man muß sechzig fragen in hundertzwanzig minuten beantworden. Vor einigen jahren habe ich mir mal die mühe gemacht, mich durch einige dieser ankreuztests durchzuklicken. Um es vorwegzunehmen: ich wäre durchgefallen. Man muß nämlich mindestens 75% der fragen richtig beantworten und ich habe nur ca. 60 bis 65% geschafft. Das lag unter anderem daran, daß ich mich mit medizinischer terminologie nicht unbedingt perfekt auskenne und somit etliche fragen gar nicht verstanden habe und dann einfach irgendwas angekreuzt habe, mit ein bißchen vokabeln üben könnte ich meine trefferquote sicherlich steigern. Außerdem hat mein viertelmedizinstudium nur aus einem Rotkreuzkurs, den ich für die zulassung zur führerscheinprüftung brauchte, bestanden.
Warum ist sowas erlaubt?
Die Bundesregierung hätte für die staatlich geförderte quacksalberei das Goldene Brett verdient, jedoch war sie nicht nominiert. Vielleicht im nächsten jahr.
Ich habe mehrfach und lange darüber nachgedacht den MBA per Fernstudium zu machen. Hatte mich sogar schon bei einer Hochschule eingeschrieben. Irgendwas hat mich bewogen das rückgängig zu machen, worüber ich sehr froh bin
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