Donnerstag, 25. April 2019

Fliegen für den klimaschutz

Im vorletzten jahrzehnt des vergangenen jahrtausends war es erstaunlicher weise bereits bekannt, daß autofahren nicht unbedingt förderlich für die umwelt ist. Und fliegen war als die größte umweltsauerei schlechthin bekannt. Aber seit dem die GrünInnen- äh - ich meine natürlich die GrünsterncheninnenPartei mal sieben jahre mitregieren durften und der Jockel Fischer (z.b.) erst außenminister und dann beratende tätigkeit u.a. bei BMW und RWE übernehmen durfte, ist natürlich alles vom auto über flugmeilen bis hin zum kohle- und atomstrom sauber. Allein die landwirtschaft macht dreck und verseucht die umwelt.

Heute gilt es bei den Grünsterncheninnen schon geradezu als revolutionär, wenn einer vorschlägt, daß jeder zertifikate für »nur« drei flüge im leben pro jahr erhalten soll und wer mehr fliegen will zertifikate von nicht- oder wenigfliegern kaufen muß. Das gab natürlich einen aufschrei, vor allem in der eigenen partei, denn schließlich darf man eine wachstumsbranche wie den reise- bzw. flugmarkt nicht künstlich verteuern. Damit, das reisen mit der bahn künstlich zu verteuern, hatten die figuren von der GrünPartei definitiv kein problem: als sie 1999 die ökosteuer einführten, was es klar, daß die luftfahrt ausgeklammert wird. Die bahn hingegen muß ökosteuer zahlen und im fernverkehr auch den vollen mehrwertsteuersatz, der für flugreisen komplett wegfällt. Das bahnfahren wurde während der regierungszeit der Grünsterncheninnen massiv teurer während das billigfliegen in mode kam. Spritsparende autos, ein tempolimit oder weniger fliegen sind seither eher selten ein thema.

Drei willkürliche beispiele: Katharina Schulze, spitzenkandidatin der GrünPartei im landtagswahlkampf in Bayern jettet mal eben über sylvester und neujahr nach Kalifornien, um dort emissionsfrei ohne den feinstaub der Deutschen privatböllerei das neue jahr zu begrüßen. Die grüne Roth, die über Bangladesch und Kiribati auf die Fidschi-Inseln flog. Geradezu als könne Kiribati nicht von allein untergehen, wenn nicht wenigstens Claudia Roth einmal dort gewesen ist, um dort ganz betroffen aus der wäsche zu gucken. Oder Luisa Neubauer, gesicht der Fridays for Future und ebenfalls mitgliedIn der GrünsterncheninnenPartei. Die hat flugmeilen auf dem tacho, daß man anfangen könnte zu staunen. Die reihe ließe sich mit Hofreiter, Özdemir und wie sie auch sonst noch alle heißen geradezu endlos fortsetzen. Man kann wohl davon ausgehen, daß die nicht mit einem umweltfreundlichen segelflugzeug über das meer geflogen sind - über dem wasser ist die thermik ganz schlecht. Thermiknutzende vögel, wie beispielsweise störche, bekommen bereits beim überqueren der Straße von Gibraltar probleme. Und die ist an der engsten stelle nur ca. 15 km breit.

Als klimaverträgliches jahresbudget eines menschen gelten 2,3t CO2. Für Schulzes flug wird das budget von knapp 3 jahren, für Roths flug das von rund 5 jahren und für Neubauers vielfliegerei der letzten paar jahre das budget von etwas mehr als 15 jahren aufgebraucht. Luisa Neubauer hat es offenbar ein bißchen spät begriffen, daß man schlecht ein hipper um-die-welt-jetter und gleichzeitig klimaretter sein kann, weshalb sie anfang februar im interview mit der MoPo sagte, daß sie nicht flöge und sich selbstverständlich vegan ernähre. Verzicht von einzelpersonen und ablaßhandel bringen nicht besonders viel. Wenn man den CO2ausstoß für den durchschnittlich Deutschen fleischverzehr pro jahr zugrunde legt, kommt man flugmeilentechnisch nicht übermäßig weit: nämlich bloß von Hamburg nach Stuttgart und zurück und das würde ich nicht unbedingt als »weltreise« bezeichnen. Für Schulzes flug wären das neunzehneinhalb jahre fleischverzicht, für Roths flug mehr als sechsunddreißig jahre und für Neubauers vielfliegerei der letzten paar jahre müßte man schon alt werden wie Johannes Heesters, um die flüge durch fleischverzicht wieder gut zu machen - hundertsieben jahre sind schon eine recht lange zeit.

Es ist auch die verkehrte verkehrspolitik der GrünsterncheninnenPartei mit gewesen, die zu dem zustand geführt hat, daß man besagte strecke Hamburg - Stuttgart für unter hundert euro fliegen kann, während man mit der bahn ungefähr vier mal so lange braucht und dafür mehr als das dreifache löhnen darf, sofern man den regulären preis bezahlen muß. Aber zum glück können die freunde der fliegerei darauf aufmerksam machen, daß der luftverkehr bloß 12 % in der weltweiten CO2bilanz ausmache. Das mag stimmen, jedoch nutzen nur 3 % der weltbevölkerung flugzeuge. Es ist der blanke hohn, daß die immer noch als klimafreundliche partei gelten und wegen der »fridays for future« bei wahlumfragen sehr gute ergebnisse erzielen. Kriegsgewinnler.

11 Kommentare:

  1. Sehr gut recherchierter Text und ein Lesegenuss. Fettes Lob von mir.

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  2. Ich schau hier in den letzten Tagen immer wieder mal vorbei, um zu sehen, was andere so dazu schreiben. Obwohl der Text oben unter mehreren Aspekten ein miteinander verwobenes Triggerkonglomerat ist, scheint es wohl entweder niemanden zu interessieren oder es lesen hier nur angepisste Grüne mit.

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    1. Die schweigende Mehrheit liest mit.

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    2. Daß die schweigende mehrheit trotz meiner technisch bedingten schweigsamkeit mitliest, sehe ich.

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  3. Übrigens, da ich schon einmal dabei bin, finde ich es sehr nett, dass Du das narrenschiff noch in der Blogroll hast. Charlie ist zwar seit über einem Jahr tot, aber seine Plattform ist noch komplett vorhanden.

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    1. Das »Narrenschiff« bleibt verlinkt, so lange es dort noch etwas zu lesen gibt - und das kann bei blogspot lange sein, weil hier auch inaktive blogs online bleiben, sofern man sie nicht selbst löscht. Ich finde, daß es sich durchaus lohnt, dort ab und zu vorbeizuschauen und in alten texten zu lesen.

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    2. Ich schliesse mich den "Nettigkeiten" vom altautonomen an. Leider gibt es bei mir so eine unerklärliche Hemmschwelle bei Verstorbenen "reinzuschauen".

      Wertvoll für mich ist, dass ich stets an ihn erinnert werde, wenn ich bei Dir vorbeischaue. Das mache ich täglich.

      Dann kommen Erinnerungen in mir hoch, die private Korrespondenz mit ihm. Mir fällt es schwer Trauer zu ertragen.

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    3. Es ist immer schwierig mit trauer umzugehen. Im vergangenen jahr verlor ich meinen liebsten. Und ich habe keinen blassen dunst, wo die grausamen harpyien ihn verscharrt haben.

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  4. Nachtrag: Dass FFFD-Kader wie Luisa Neubauer, Linus Steinmetz, Ragna Diederichs oder Jakob Blasel Mitglied bei den Grünen oder der Grünen Jugend sind läßt mich ahnen, dass die Klimaschutzbewegung in D. ein Rekrutierungsfeld für künftige Parlaments-Kandidaten ist.

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    1. An sich stehe ich den FFFD durchaus wohlwollend gegenüber. Nur passiert nach vergleichbar kurzer zeit, was in der umweltbewegung vor 30, 40 jahren auch schon passierte. Und es ist leider zwangläufig: die karriereinteressierten haben mehr stimme als die umweltinteressierten. Die GrünPartei rekrutiert da halbwegs glaubwürdigen nachwuchs, sie wird schön gewählt, wegen neuer gesichter aber ändern wird sich bei dem scheißverein nichts.

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