Mittwoch, 27. März 2019

Waldfrüchtejoghurtrettung

Den silberfarbenen löffel in waldfrüchtejoghurtrettung hat in diesem monat Rainer Hank mit seiner »fastenmeditation über die verschwendung« in der FAZ gewonnen, weil er einen bereits seit ca. vier wochen abgelaufenen waldfrüchtejoghurt verzehrte als er gerade nichts besseres hatte. Das ist eine meisterleistung, die gewürdigt gehört!

Nun hat der gute mann literaturwissenschaft, philosophie und, ach, auch katholische theologie studiert, weshalb er nicht nur zum thema waldfrüchtejoghurtrettung schreiben sondern zusätzlich beweisen muß, daß er den unterschied zwischen mindesthaltbarkeitsdatum und verfallsdatum nicht weiß, zur erkenntnis gelangt, daß waldfrüchtejoghurtrettung zwar ihn selbst, aber keinen hungernden Afrikaner satt macht und am schluß jedoch ganz genau weiß, daß »aber [...] der Menschheit nur Marktwirtschaft und Kapitalismus [helfen].«

Aber in ordnung. Er hat das ganze mit »fastenmeditation« übertitelt. Und »meditation« bedeutet, man wolle durch nichtdenken zur erleuchtung kommen. Nur das klappt halt immer nicht. Wie man auch an diesem beispiel gut sehen kann.

Herr Hank schreibt darüber, daß er bereits im kindergarten geld gegen den welthunger gespendet habe und beklagt sich, »[k]eine Ahnung« zu haben, »was mit dem Geld von uns Kindern passierte. Hunger und Armut in der Welt hat es jedenfalls erkennbar nicht reduziert«.

Ehrlich gesagt habe ich auch keine ahnung, was mit dem geld passiert ist, das der herr Hank in seiner kindheit in den 50er jahren den betschwestern und -brüdern hinterherwarf. Einige werden damit womöglich sogar sinnvolles angestellt haben, andere nicht. Biblische wunder bewirken konnten die nicht, sondern nur ein paar krümelchen umverteilen. Daß einfach nicht genug nahrungsmittel produziert wurden, konnten die nicht ändern. Am hungerproblem hat der fortschritt in der landwirtschaft was geändert: 1960 lebten rund drei milliarden menschen auf der welt. Von denen waren 40% unterernährt. Heute gibt es eine weltbevölkerung von fast sieben milliarden menschen. Wäre die relation gleich geblieben, müßten heute ca. zweieinhalb milliarden menschen hunger leiden. Es sind aber »nur« ca. 850 millionen. Das sind sicherlich zu viele. Vor allem, wenn man bedenkt, daß es bei den heutigen erträgen locker möglich wäre, mindestens zehn milliarden menschen zu ernähren.

Allerdings sind in armen wie in reichen ländern dank kapitalismus die menschen durch das geld von allem was sie zum leben benötigen ausgeschlossen. Nahrungmittel werden in diesem besten aller wirtschaftssysteme nicht etwa dafür produziert, einfach aufgegessen zu werden. Wie alles andere hat das zeug seinen zweck erfüllt, wenn es verkauft wurde, dann kann man es mit reinem gewissen wegschmeißen, sofern einem der sinn danach steht. Das erkennt man immer besonders gut dann, wenn irgendwo firmenmitarbeiter widerrechtlich eine halbvertrocknete käsebrötchenhälfte oder dergleichen mitgehen lassen, um sie einer sinnvollen verwendung zuzuführen und dann des diebstahls bezichtigt und rausgeschmissen werden. Der fraß ist privateigentum. Der eigentümer darf darüber verfügen, wie er will.

Dagegen hilft auch spenden und fasten und waldfrüchtejoghurtretten nicht.

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