Samstag, 1. Dezember 2018

Des Merzen menschliche seite

Das junge, frische gesicht der CDU, stolze 16 monate jünger als das alte abgewrackte Merkel, hat für empörung gesorgt, weil es sich als millionenverdiener in der mittelschicht verortet.

Dabei ist das alles doch so klar: laut der letzten erhebung gibt es genau 18.999 einkommensmillionäre - die sind abjezählt - und rund 82 millionen - die sind nicht so jenau abjezählt - einwohner in diesem land. Friedrich Merz ist davon überzeugt, daß er zur mittelschicht gehöre, weil man schließlich mit (zitat) »Fleiß, Disziplin, Anstand, Respekt« zu einem millionengehalt kommen könne. Es gibt keinen grund sich da drüber aufzuregen. Er sagt einfach, was er über die leute hierzulande denkt »Eure armut kotzt mich an«. Wer bloß einkommensreich ist und nur ein nettoäquivalenzeinkommen von über 43.840€ ist ja bloß ein fauler sack, der sich nicht genug angestrengt hat! Sonst wäre er schließlich da, wo Merz die »mittelschicht« aus gutverdienenden, anständigen menschen sieht.

Er hat zur genüge klargemacht, was er von armen leuten hält.  Bildung sei nichts selbstverständliches. H4empfänger wissen das doch schon längst. Für bildung ist im h4regelsatz nämlich ein € und ein cent vorgesehen. Lange habe ich gerätselt, was man davon wohl kaufen soll. Inzwischen bin ich schlauer, weil ich nämlich weiß, was man damit anfangen soll. Neulich war ich auf einem büchertrödel, wo ich für nur fünfzig cent eine recht hübsche ausgabe des Manifests der Kommunistischen Partei erworben habe. Man muß also keineswegs dumm bleiben, sondern bekommt vom regelsatz also zumindest theoretisch zwei kommunistische manifeste und einen cent, den man behalten darf. Nach nur fünfzig monaten arbeitslosigkeit und des eisernen sparens bekommt man sogar noch ein drittes manifest dazu. Das ist doch was.

Über das elterngeld sagte er 2010 folgendes: »Von den ersten 200 000 Anträgen auf Elterngeld kamen neun Prozent von berufstätigen Frauen, 54 Prozent von Hartz-IV-Empfängern. Die haben damit Einkünfte über denen arbeitender Geringverdiener.« Mit diesen zahlen kann man überhaupt nichts anfangen, wenn man nicht weiß, wie viele der antragsberechtigten berufstätig waren, hausfrauen oder h4empfängerinnen. Und außerdem müssen h4empfängerinnen alles beantragen, was geht, weil das jobcenter so nämlich kosten abwälzt. Da ist halt nichts mit »einkünften über denen der geringverdiener«, weil die nämlich alles fein säuberlich vom alg abgezogen kriegen. Der Merz ist dermaßen vor die muffe gepufft, daß man ihn schon fast nicht mehr ernst nehmen könnte, wenn er dann nicht einfluß hätte. Das problem der arbeitslosen ist schließlich das viele geld, das ihnen im laufe ihres gesamten lebens hinterhergeworfen wird.

»Wenn ich ‚Oberklasse‘ oder ‚Oberschicht‘ höre, denke ich an Menschen, die viel Geld oder eine Firma geerbt haben und damit ihr Leben genießen.«  Als wäre es nicht völlig wumpe, wo die patte herkommt. Aber wenn er nicht wenigstens sein leben genießen kann, dann ist er nicht bloß ein geldsack, sondern obendrein ein vollkoffer. Er kann ja nicht einmal auf seinen eigenen kram aufpassen, ohne irgendwas zu verlieren. Die geschichte mit den obdachlosen, die sein laptop gefunden haben und zum dank ein probeexemplar seines buches »Nur wer sich ändert, wird bestehen« bekamen, spricht auch für sich. Obdachlosen gibt man kein geld, denn wenn sie damit umgehen könnten, hätten sie schließlich welches. Stattdessen verfressen und versaufen sie es.

»Man nehme sein Geschmier. Zum Arschwisch knülle man das Papier zum Dienst der Hinterseiten« wußte dereinst schon Georg Heym. Gern wäre ich mal buchhalter bei der klopapierfabrik WEPA, bei der herr Merz im aufsichtsrat sitzt. Wenn herr Merz mit dem geld, das er bekommt, ohnehin nichts anzufangen weiß, weil er das leben nicht genießt, dann würde ich ihm einfach mal 19.591.800 blatt vorbeischicken, die er dann den rest seines lebens mit seinem mist vollschmieren darf.

Die gesellschaft möchte recht gern darauf verzichten, daß er »der Gesellschaft etwas zurückgibt,« weil er »es sich leisten kann.« Er sollte einfach die klappe halten und in rente gehen.

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