Donnerstag, 30. August 2012

Kultur ost - kultur west


- oder ruinen schaffen ohne waffen.

Als die DDR aufgebaut wurde, hat man offenbar daran gedacht, daß die leute mehr brauchen als nur arbeit und brot. Im ostseebad Zinnowitz gab es ferienmöglichkeiten für die Wismutarbeiter.

Und damit die es auch mal schön haben, wurde 1953 der grundstein für ein kulturhaus gelegt. Bereits im juli 1954 konnte nach beendigung des ersten bauabschnitts der kino- und theatersaal mit ca. 900 plätzen eingeweiht werden. Dem mittelbau folgten in bauabschnitt zwei und drei zwei seitenflügel, in welchen gaststätten mit insgesamt ca. 650 plätzen und eine bibliothek untergebracht waren.


In reiseführern wird dieser bau häufig als »überdimensionierter, stalinistischer kasten« bezeichnet. Natürlich ohne darüber nachzudenken, welche vorteile es hat, wenn es auch in der eher strukturschwachen regionen kulturhäuser gibt, bestimmt auch zum nutzen der einheimischen. Es traten internationale künstler auf, auch aus westeuropa.

So etwas, daß ein öffentliches gebäude nach nur drei jahren bauzeit in betrieb genommen werden kann, ist in einem rational funktionierendem system wie dem jetzigen selbstverständlich undenkbar. Deshalb gibt es zum glück bei uns auch nie fehlplanungen, wie beispielsweise die Elbphilharmonie, von der bis heute niemand sagen kann, ob und wenn ja wann, sie fertiggestellt wird und wie viele millionen sie bis dahin verschlungen haben wird. Da vorher drüber nachgedacht zu haben, wäre planwirtschaft und somit böse gewesen.


Leider nützt denkmalschutz nichts. Noch zu DDRzeiten wurde das kulturhaus zur modernisierung geschlossen, 1992 sollte es zum »tag des bergmanns« komplettsaniert wiedereröffnet werden, doch mauerfall und die darauffolgende plüderung verhinderten dies.




Schmierereien an einem nebengebäude - so sieht es aus, wenn kulturbetrieb allein zum zweck des geldverdienens stattfindet.



2 Kommentare:

  1. Es ist einfach zum Heulen - auf der einen Seite lässt man die (wie ich finde, durchaus schönen) Kulturhäuser verfallen, weil sie von den Sozialisten gebaut wurden - denn das kann ja keine gute Kultur sein, die im Kapitalismus zu was nütze ist. Auf der anderen Seite wird rumgejammert, dass die Jugend von heute nur noch RTL kuckt und zu weiten Teilen nicht mal ausbildungsfähig ist. Ist sie auch nicht - der Laden, in dem ich arbeite, hat massive Schwierigkeiten, Auszubildende zu finden, die kapieren, dass man tatsächlich jeden Morgen aufstehen muss, wenn man was lernen will. Und die Ansprüche wurden bereits bodenlos gesenkt. Ich sehe aber durchaus einen Zusammenhang zwischen dem Kulturverfall, der im Osten - aber nicht nur dort - deutlich zu sehen ist, und dem Kulturverfall, der in den Köpfen statt findet. Und damit meine ich nicht nur in denen der Jugendlichen. Man muss sich ja nur mal anhören, was ein durchschnittlicher Politiker, ach, was sag ich, ein durchschnittlicher Manager, Chef, also was gern als "Vorbild" hingestellt wird, absondert. Dagegen sehen die Ruinen an der Ostsee ja noch richtig gut aus.

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  2. Ich erinnere mich auch gerne an die Zeit. Hatte 1985 dort meine Feier zur Schuleinweihung mit festlicher Rede und ganz stolz das erste mal mit meinem blauen Halstuch. Sicher war vieles besser aber nicht alles gut und man darf die Vergangenheit auch nicht mit verklärtem Blick sehen, sogern man sich auch dazu hinreißen läßt. Heute steht nun dort ein erbämliches Stück Bauwerk wo einst getanzt, gesungen, gelacht und in stiller Aufmerksamkeit zugehört wurde. Am 1. Juli 1954 jährt sich die Einweihung des Mittelbaus zum 60. mal Ich bin optimistisch, daß in vielen Zinnowitzern der bisweilen stille Wunsch lebt diesen Schandfleck wieder zu einer attraktiven und erschwinglichen Anlaufstelle für Veranstaltungen und Begegnungen aller Art werden zu lassen.
    Das Ziel das gemeinsame Bewußtsein dafür zu wecken soll eine Austellung im ersten Halbjahr 2014 in Zinnowitz haben, die dann mit einer Feierlichkeit auf dem Vorplatz des Kulturhauses im Park am 1. Juli endet.
    Hierfür ist jede tatkräftige Hand herzlich willkommen. Ich möchte alles beitragen, von der Planung bis zur Ruine, was der Austellung dienlich ist, auch und grade persönliche Geschichten wie die erste Liebe wären eine schöne Anekdote. Viele Bilder, Filme und Ideen für eine Sanierung werden mit einfließen. Ich hoffe ich habe Euer Interesse geweckt und freue mich auf Eure Zusammenarbeit.
    dr-roof@gmx.de

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