An sich sind die artikel des recherchenetzwerks Correktiv häufig interessant und aufschlußreich. Beim artikel über die milchlobby habe ich mich jedoch wundern müssen.
Ich weiß nicht, bei welchem discounter und in welchem jahr die autorinnen des beitrags zum letzten mal milchprodukte gekauft haben, aber bei meinem letzten einkauf war der mozarella 20% und der halbe liter buttermilch sogar 103% teurer als hier genannt. An einer plötzlichen preissteigerung kann es nicht liegen, denn die preise sind schon seit einiger zeit so. Das zeigt schon einmal, daß die wahrnehmung offenbar etwas verzerrt ist. Momentan ist die beschwerde über die häufig zitierten viel zu billigen lebensmittel nicht so ganz angebracht. Mag sein, daß faktenchecker ein so arg dickes portemonnaie haben, daß ihnen dieser fakt glatt entgangen ist, mir hingegen ist das durchaus aufgefallen.
Habe ich zumindest bisher geglaubt. In wirklichkeit waren die tiere opfer der werbekampagnen der milchindustrie. Sicherlich hatten die die werbung im vorabendprogramm gesehen und wollten das unbedingt auch probieren.
Wenn es bei dieser kritik um die verschwendung von ackerflächen ginge und nicht darum, daß tierhaltung grundsätzlich pfui-bäh ist, dann müßte man es ebenso anprangern, daß in Deutschland fast ein fünftel der für den gemüseanbau geeigneten fläche für spargel draufgeht. Das kommt komischerweise nicht vor, auch wenn das die reinste vergeudung ist, denn spargel benötigt nährstoffreichen boden und nicht allein für die ernte geht mehr energie drauf als drin ist. Würde man auf der fläche stattdessen tierfutter anbauen, käme da mehr nährwert bei raus. Irgendwie scheint das egal zu sein. Daß in Lateinamerika für die fleischproduktion raubbau an der natur stattfindet, ist hinlänglich bekannt. Daß dort für den Deutschen spargelhunger flächen verwendet werden, auf denen man etwas vernünftigeres anbauen könnte, ist selten oder nie ein thema. Ich weigere mich zu glauben, daß Peruanischer spargel, der eine weltreise hinter sich hat, klimafreundlicher sein soll als milch und fleisch vom Brandenburger weiderind.
Und dann entblöden die sich nicht, sich aufs totale Julia-Klöckner-nutri-score-niveau zu begeben, denn im kampf gegen die bösen kalorien schneidet cola besser ab als milch.
Zitat: »Die Milchlobby: Wie unsere Milch dem Klima und der Umwelt schadet - Milch wurde durch eine starke Lobby zum Massenprodukt. Dabei belaufen sich die Umweltschäden der deutschen Milchproduktion auf mehrere Milliarden Euro jährlich.Der titel bzw. die einleitung klingt vergleichsweise reißerisch und hört sich an, als ob das umweltbundesamt eine studie unter verschluß hielte, damit die üblen machenschaften einer finsteren milchmafia nicht ans licht kommen. Am ende wird »das weiße gift« womöglich sogar heimlich an kinder verteilt. Nicht auszudenken, was dann passieren könnte.
Werbekampagnen und Lobbying haben Kuhmilch zu einem Massenprodukt gemacht. Doch der Preis dafür ist hoch. Die versteckten Umweltkosten der deutschen Milchproduktion belaufen sich auf 7 bis 11 Milliarden Euro pro Jahr. Das berechnete CORRECTIV aus den Ergebnissen einer noch nicht veröffentlichten Studie des Umweltbundesamtes.«
Zitat: »Ein Glas Milch am Morgen für die Kinder vor der Schule. Gesund. Ein Glas Milch am Abend für die Großmutter im Altenheim. Beruhigend. Und dazwischen ein gutes Gewissen beim Joghurt, bei der Käsestulle und dem probiotischen Drink zum Nachtisch. Milch und seine unzähligen Produkte erscheinen uns unersetzlich für unsere Gesundheit und umweltfreundlicher als Wurstbrote. Der Großteil der Deutschen konsumiert sie täglich. Und sie scheinen günstig, ein Sahnejoghurt kostet im Discounter 29 Cent, ein Mozzarella-Bällchen 49 Cent, ein halber Liter Buttermilch 39 Cent.«Ob kinder vor der schule milch trinken, weiß ich nicht. Die alten leute im pflegeheim bekommen standardmäßig eher keine milch. Viel zu teuer und außerdem mögen und vertragen sie sie häufig nicht, denn mit steigendem alter nimmt bei vielen menschen die fähigkeit, lactose zu verdauen, ab. Ob sie dennoch zur beruhigung milch trinken müssen, wäre zu beweisen.
Ich weiß nicht, bei welchem discounter und in welchem jahr die autorinnen des beitrags zum letzten mal milchprodukte gekauft haben, aber bei meinem letzten einkauf war der mozarella 20% und der halbe liter buttermilch sogar 103% teurer als hier genannt. An einer plötzlichen preissteigerung kann es nicht liegen, denn die preise sind schon seit einiger zeit so. Das zeigt schon einmal, daß die wahrnehmung offenbar etwas verzerrt ist. Momentan ist die beschwerde über die häufig zitierten viel zu billigen lebensmittel nicht so ganz angebracht. Mag sein, daß faktenchecker ein so arg dickes portemonnaie haben, daß ihnen dieser fakt glatt entgangen ist, mir hingegen ist das durchaus aufgefallen.
Zitat: »Tatsächlich sind unsere positiven Gefühle für das Produkt der Kuh weder angeboren noch zufällig – sondern eine Folge von jahrzehntelangen Werbekampagnen und dem einseitigen Einsatz von Regierungen und Fachgesellschaften für die Interessen der Milchindustrie.«Freiwillig käme ein säugetier wie der mensch selbstverständlich nie im leben drauf, so etwas ekelerregendes wie milch zu trinken. Da fehlt bloß noch die vegane belehrung, daß außer dem perversen vieh mensch kein tier auf die idee käme, im erwachsenenalter die muttermilch anderer tiere zu trinken. Das glaube ich nicht. Das problem bei den tieren ist weniger die idee, sondern das herankommen. Ich hab es schon mal beobachtet, daß ein fuchs auf einer kuhweide versuchte, sich an die großen hornviehcher anzupirschen, um bei denen was zu trinken. Offensichtlich wußte der, daß milch schmeckt und nahrhaft ist. Früher hat man katzen und igel mit einem schälchen milch in den stall oder in den garten gelockt, damit sie dort die mäuse oder schnecken fressen. Die milch hat der mensch denen nicht aufgenötigt, die fanden sie offenbar lecker.
Habe ich zumindest bisher geglaubt. In wirklichkeit waren die tiere opfer der werbekampagnen der milchindustrie. Sicherlich hatten die die werbung im vorabendprogramm gesehen und wollten das unbedingt auch probieren.
Zitat: »Die Produktion eines Kilos Butter stößt sogar fast doppelt so viele Treibhausgase aus wie die eines Kilos Rindfleisch. ›In Deutschland werden etwa 40 Prozent der Ackerflächen dafür verwendet, Futtermittel herzustellen – man ,veredelt’ also pflanzliche in tierische Nahrungsmittel‹ sagt Ehlers. Das habe einen entscheidenden Haken: ›Beim Veredeln gehen rund 80 Prozent der Nährstoffe verloren. Anstatt also in diesem Ausmaß erst Tiere vom Acker zu ernähren und dann anschließend Menschen von den tierischen Produkten zu ernähren, könnten wir viel mehr Menschen gesund ernähren, wenn wir die Ackerflächen direkt für die menschliche Ernährung nutzen würden.‹«Ob der herr Knut Ehlers das tatsächlich so und vor allem in bezug auf milchviehhaltung gesagt hat, bleibt leider ein geheimnis. Über rinderhaltung sollte man wissen, daß rinder im grunde nicht in nahrungskonkurrenz zum menschen stehen, weil die neben gras und wiesenkräutern allerhand andere dinge fressen, die für die menschliche ernährung ungeeignet sind, beispielweise zuckerrübenpellets, die ein abfallprodukt der zuckerherstellung sind. Würde man keine rinder und andere weidetiere mehr halten, wäre das grünland nicht mehr nutzbar. In Deutschland sind das 33% der landwirtschaflich nutzbaren fläche, weltweit sind es allerdings 67%. Da sind zweifel angebracht, wenn jemand behauptet, man könne die welt vor dem hungertod retten, indem man einfach die tierhaltung verbietet. Die rechnung, daß 80% der nährstoffe verloren gehen, wird sicherlich schon stimmen, allerdings veredelt man nährstoffe, an die man sonst gar nicht rankommt.
Wenn es bei dieser kritik um die verschwendung von ackerflächen ginge und nicht darum, daß tierhaltung grundsätzlich pfui-bäh ist, dann müßte man es ebenso anprangern, daß in Deutschland fast ein fünftel der für den gemüseanbau geeigneten fläche für spargel draufgeht. Das kommt komischerweise nicht vor, auch wenn das die reinste vergeudung ist, denn spargel benötigt nährstoffreichen boden und nicht allein für die ernte geht mehr energie drauf als drin ist. Würde man auf der fläche stattdessen tierfutter anbauen, käme da mehr nährwert bei raus. Irgendwie scheint das egal zu sein. Daß in Lateinamerika für die fleischproduktion raubbau an der natur stattfindet, ist hinlänglich bekannt. Daß dort für den Deutschen spargelhunger flächen verwendet werden, auf denen man etwas vernünftigeres anbauen könnte, ist selten oder nie ein thema. Ich weigere mich zu glauben, daß Peruanischer spargel, der eine weltreise hinter sich hat, klimafreundlicher sein soll als milch und fleisch vom Brandenburger weiderind.
Und dann entblöden die sich nicht, sich aufs totale Julia-Klöckner-nutri-score-niveau zu begeben, denn im kampf gegen die bösen kalorien schneidet cola besser ab als milch.
Zur erinnerung: bei Klöckners nutri-score gilt cola-ligt als »gesünder« als apfelsaft, weil die weniger kalorien und zucker hat. Da beschwert man sich über die milchlobby und kommt ausgerechnet auf den vergleich mit cola. Ein verkaufsinteresse einer getränkeindustrie hat es diesbezüglich zum glück nie gegeben und die paar µg vitamine und mineralstoffe müssen schließlich nicht interessieren.
Spaßeshalber mal die nährwerttabelle pro 100 ml im vergleich:
Milch | Cola | |
kcal | 65 | 42 |
Kohlenhydrate | 4,5g | 11g |
Eiweiß | 3,3g | 0 |
Fett | 3,5g | 0 |
Kalzium | 120mg | 0 |
Phospat | 92mg | 14mg |
Magnesium | 12mg | 0 |
Zink | 400µg | 0 |
Jod | 3,3µg | 0 |
Fluorid | 17µg | 0 |
Vitamin A | 31µg | 0 |
Vitamin B2 | 180µg | 0 |
Vitamin B12 | 0,4µg | 0 |
Vitamin D | 0,06µg | 0 |
Folsäure | 5µg | 0 |
Cola enthält, je nach gebräu, zusätzlich noch 8 bis 25mg coffein. Cola kann hilfreich sein, wenn man dringend ein paar kohlenhydrate braucht und wach bleiben will. Milch hingegen ist nicht nur ein getränk, sondern ein vollwertiges nahrungsmittel. Es soll sogar tierarten geben, die ihren nachwuchs ausschließlich damit füttern. Wenn die bloß eine ahnung hätten, wie ungesund das ist. Ansonsten würden die denen bestimmt lieber cola geben.
Weiter unten im text kommt dann die sache mit der milchleistung pro kuh und tag. Daß kühe über sieben mal mehr milch geben als vor siebzig jahren, ist entgegen der behauptungen jedoch eine super sache, denn eine kuh rülpst nicht proportional methan zu liter milch. Bedeutet, daß der methanausstoß pro liter milch erheblich gesunken ist. Heute wird ebenso viel milch produziert wie 1990, allerdings ist der bestand an kühen um 37% gesunken. Es gibt also weniger tiere, die methan rülpsen und trotzdem genau so viel milch.
Die »natürliche lebenserwarung« von rindviehchern darf auf keinen fall fehlen:
Weiter unten im text kommt dann die sache mit der milchleistung pro kuh und tag. Daß kühe über sieben mal mehr milch geben als vor siebzig jahren, ist entgegen der behauptungen jedoch eine super sache, denn eine kuh rülpst nicht proportional methan zu liter milch. Bedeutet, daß der methanausstoß pro liter milch erheblich gesunken ist. Heute wird ebenso viel milch produziert wie 1990, allerdings ist der bestand an kühen um 37% gesunken. Es gibt also weniger tiere, die methan rülpsen und trotzdem genau so viel milch.
Die »natürliche lebenserwarung« von rindviehchern darf auf keinen fall fehlen:
Sicherlich können kühe sogar auch 25 jahre oder älter werden. Da stehe ich vor der frage, welche lebenserwartung man als »natürlich« anzunehmen hat bei einem tier, das in der natur überhaupt nicht vorkommt. Die vom menschen gezüchteten modernen rinderrassen sind eher nicht auf das leben in freier wildbahn ausgerichtet und dürften somit eine eher geringe »natürliche« lebenserwartung außerhalb menschlicher obhut haben. Die nicht domestizierten wildtiere haben leider auch insgesamt keine übermäßig hohe lebenserwartung, die meisten von ihnen werden in den ersten lebensmonaten völlig natürlich dahingerafft.
Schade, daß auch bei Correctiv nicht wirklich darüber nachgedacht wird, wie eine vernünftige landwirtschaft aussehen könnte, die für die ernährung aller menschen zweckdienlich ist, sondern offensichtlich auf die scheinbar einfache vegan-ideologie gesetzt wird. Alles ganz einfach, die menschen müssen bloß die pflanzen selbst fressen. Es sei diesen menschen unbenommen, das grünland persönlich zu beweiden - ich halte das weiterhin für unbekömmlich.
Schade, daß auch bei Correctiv nicht wirklich darüber nachgedacht wird, wie eine vernünftige landwirtschaft aussehen könnte, die für die ernährung aller menschen zweckdienlich ist, sondern offensichtlich auf die scheinbar einfache vegan-ideologie gesetzt wird. Alles ganz einfach, die menschen müssen bloß die pflanzen selbst fressen. Es sei diesen menschen unbenommen, das grünland persönlich zu beweiden - ich halte das weiterhin für unbekömmlich.
Mir hat vor gut 25 Jahren schon ein Veganer erklärt, dass milchtrinken wie die Vergewaltigung einer Frau sei. Tja, um auf so ein Vergleich zu kommen muss man wohl tatsächlich ein Mann sein.
AntwortenLöschenLeider hast Du bei diesem Tema einen wichtigen, ethischen Aspekt bewußt oder fahrlässig ausgeklammert:
AntwortenLöschenDie Grundvoraussetzung für das Ganze ist natürlich eine Milch gebende Kuh. Und wann gibt eine Kuh Milch? Vielleicht Montag bis Freitag zwischen 8.00 und 20.00 Uhr? Immer wenn sie gerade Lust und Zeit und einen Liter übrig hat? Beides ist natürlich Quatsch.
Eine Kuh gibt – so wie jedes andere Säugetier auch – nur nach einer Schwangerschaft Milch. Und das bedeutet? Eine Kuh muss quasi dauerschwanger sein, um kontinuierlich Milch geben zu können.
Um die Schwangerschaft der Kuh einzuleiten, wird die gute Dame nicht etwa bei romantischer Musik zwei Stunden mit einem stattlichen Bullen alleingelassen, sondern in ein enges Gestell verfrachtet, wo der Landwirt sie künstlich befruchtet indem er ihr unter Einsatz der gesamten Armlänge die Samen des besten Zuchtbullen einführt.
Wie beim Menschen dauert die Schwangerschaft 9 Monate. Der Unterschied besteht darin, dass der Mensch nach dieser Zeit sein Kind behalten darf, der Kuh wird der Nachwuchs jedoch nach 1 bis 2 Tagen weggenommen.
Meine 5 Cent dazu.
Und wo genau ist jetzt dieser "ethische" Aspekt...?
LöschenIst eine rhetorische Frage, denn mit Veganern zu diskutieren ist absolut zwecklos, wie auch mit Zeugen Johovas.
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
AntwortenLöschenCorrectiv lese ich auch oft. Manchmal, wie auch im Beispiel mit der Milch, schimmert halt deren penetrante Haltungsjournalismus durch. Die Landwirtschaft (CO2, Klima, Tierhaltung) ist von gewisser, woker Seite schon länger unter Beschuss. Die Milch/Kuhhaltung ist dabei eine geeignete Angriffsfläche. Da ist man sich dann nicht zu schade, die Milch mit Cola zu vergleichen - Hauptsache es dient dem Zweck -> etwas Höherem.
AntwortenLöschenNach rund zweihundert jahren bemühungen um gleichstellung und menschenrechte auch für frauen bin ich den tierrechtlern selbstverständlich grenzenlos dankbar, endlich wieder mit dem lieben vieh auf die selbe stufe gestellt zu werden.
AntwortenLöschenNach tausenden von Jahren Krieg, Folter, Völkermord, Vertreibung und Unterdrückung ist der Mensch natürlich die Krone der Schöpfung (Speziezismus, Anthropozentrismus).
LöschenBlödsinn. Speziezismus und Antropozentrismus sind extrem menschliche konstrukte. Welches andere tier macht sich gedanken über so etwas?
LöschenFür mich stehen Menschenrechte immer noch vor Tierrechte, auch wenn ich Tier-und Naturliebhaber bin.
LöschenBin ich halt ein Speziezist. Liegt z.T. auch daran, dass ich in einer Gegend lebe wo Menschen-und auch Frauenrechte nicht so selbstverständlich sind und hier manchmal Dinge schon an den profansten Sachen scheitern.
Ausserdem finde ich es extremst infantil wenn Biologie mit allem was daran hängt (Ökologie, Verhalten...) vermenschelt wird.