Zum weltfrauentag, der in Berlin ein arbeitsfreier feiertag ist, gibt’s heute eine rote nelke. Und was zum lesen. Nämlich den artikel »Jenseits von Geschlecht« von Kurt Starke, die antwort darauf von Elsa Koester »Selber Suffix!« und »Der Phallusträger denkt nach«.
Trotzdem hoffe ich, daß er recht behalten wird, denn es ist doch zu blödsinnig, die sprache »gerecht« machen zu wollen, während die verhältnissse genauso ungerecht bleiben dürfen, wie sie sind. Den bürgerlichen emanzen habe ich vor ungefähr dreißig jahren schon gesagt, daß sie sich ihr binnen-I sonstwohin schieben können, weil das nämlich genau gar nichts gerechter macht.
Die verhältnisse ändern sich nicht, indem man aus dem kaufmann und dem müllmann eine kauffrau und eine müllfrau macht und es für alles in der welt weibliche formen gibt. Wenn sämtliche energie, die für diesen scheiß verschwendet wird, dafür verwendet werden würde, daß arbeit von frauen genau so anerkannt wird wie arbeit von männern, wäre vermutlich schon einiges gewonnen.
Zitat Kurt Starke: »Die ›geschlechtergerechte‹ Wortkonstruktion trennt. Mit ihr wird die alte Geschlechtertrennung zementiert und die Unversöhnlichkeit der beiden Geschlechter zum Konzept gemacht. Ich erinnere mich, dass es in der alten Richard-Wagner-Schule Leipzig, der RiWa, in Stein gemeißelt getrennte Eingänge für ›Knaben‹ und ›Mädchen‹ gegeben hat. Solche Separierungen gab es von klein auf und zuhauf. Sie waren fast immer offen oder latent mit Diskriminierungen verbunden, jedenfalls nichts, was Gemeinsamkeit, Gleichwertigkeit und Gleichberechtigung förderte.Mit dem Englischen hat herr Starke leider nicht recht, denn dieser unsinn ist zu groß, als daß er auf das Deutsche beschränkt wäre. Man spricht im modernen Englisch beispielsweise nicht mehr von »salesman« oder »sportsman«, der ist eine »salesperson« oder »sportsperson« und wenn man allgemein redet verwendet man anstatt dem männlichen pronomen »he« »they«. Ich weiß nicht, wie weit das im Englischen sprachraum verbreitet ist, aber das gibt’s.
Wird sich die ›geschlechtergerechte‹ Sprache allgemein durchsetzen? Wird sie Eigentümlichkeit einer Elite, einer Subkultur bleiben oder mehr und mehr Sprachdiktat im Sinne einer Political Correctness werden, so wie schon heute Hochschulen sie bei Qualifizierungsarbeiten erzwingen, Zeitschriften sie von den Autoren verlangen, Verwaltungen dazu genötigt werden? Eine Weile wird sie wohl noch vorhanden sein. Aber letztlich wird sich die ›geschlechtergerechte‹ Sprache nicht durchsetzen, schon weil es in vielen Sprachen, insbesondere im dominanten Englischen, keine Entsprechung gibt.«
Trotzdem hoffe ich, daß er recht behalten wird, denn es ist doch zu blödsinnig, die sprache »gerecht« machen zu wollen, während die verhältnissse genauso ungerecht bleiben dürfen, wie sie sind. Den bürgerlichen emanzen habe ich vor ungefähr dreißig jahren schon gesagt, daß sie sich ihr binnen-I sonstwohin schieben können, weil das nämlich genau gar nichts gerechter macht.
Zitat Elsa Koester: »Lieber Kurt Starke, ich bin Journalistin. Einer Journalistin schreiben Leser (sic!) auf feministische Artikel Briefe, in denen sie ihr Vergewaltigung (vorzugsweise durch Geflüchtete) und Gebärmutterhalskrebs wünschen. Eine Journalistin sieht sich zig Chefredakteuren (sic!) gegenüber. Eine Journalistin verdient weniger Geld als ihre Kollegen (sic!). Eine Journalistin geht nicht mit Politikern (sic!) ein Bierchen trinken und erfährt nicht in Kneipen den coolen Insider-Scheiß. Ich bin kein Journalist.«Schon mal drüber nachgedacht, daß das vielleicht genau daran liegen könnte, ständig darauf zu beharren als frau am arbeitsmarkt sichtbar sein zu wollen und nicht als gutausgebildete fachkraft, die etwas von ihrem handwerk versteht? Die probleme, die frau Koester beschreibt, kenne ich in ähnlicher form auch. Allerdings bezweifele ich, daß sich daran etwas durch irgendwelche sternchenInnen und dergleichen etwas ändern läßt.
Zitat Kurt Starke: » Ein wenig enttäuscht bin ich darüber, dass mein beiläufiger Hinweis auf das Tierreich bisher von niemandem aufgegriffen wurde. Dabei belegt die Benennung von Tieren doch eindeutig, das Genus und Sexus nicht zusammenfallen. Keiner imaginiert bei Giraffen wegen des generischen Femininums (die Giraffe) nur weibliche Tiere, niemand bei Mardern nur männliche (der Marder), und Kängurus sind bekanntlich keineswegs geschlechtslos (das Känguru). Wahrscheinlich halten die einen das Gendern der Tiernamen für so abstrus, dass sie keinen Gedanken daran verschwenden, während die anderen, die Gendern-Aktivisten, das Tierreich sprachlich nicht interessant finden. Ihnen geht es um die sprachliche Macht über Menschen.«Eben gerade, weil es abstrus ist, gehören tiere eigentlich zu den wenigen ausnahmen, in denen ich gern gendere: die eichhörnchin, die finkin. Komischerweise ist da, wo es tatsächlich extrem seltsam wird, weil ein weibliches wort, nämlich die ratte, relativ häufig als die rättin gegendert wird, einer mausin hingegen bin ich noch nie begegnet.
Die verhältnisse ändern sich nicht, indem man aus dem kaufmann und dem müllmann eine kauffrau und eine müllfrau macht und es für alles in der welt weibliche formen gibt. Wenn sämtliche energie, die für diesen scheiß verschwendet wird, dafür verwendet werden würde, daß arbeit von frauen genau so anerkannt wird wie arbeit von männern, wäre vermutlich schon einiges gewonnen.
Kl. Beispiel zur Bestätigung: Balljunge seit Jahrzehnten im offiziellen Tennis abgelöst durch ball person.
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