Mittwoch, 17. Februar 2016

DiEM 25

Nach allem, was ich gehört hatte, dachte ich, daß Yanis Varoufakis einer der wenigen menschen in der politik ist, die für eine sache stehen. Er hat nicht an seinem posten geklebt und trat eher zurück als sich zwingen zu lassen, etwas zu tun, das er für falsch hielt.

Aus diesem grund war ich sehr neugierig auf »Democracy in Europe Movemt 2025« (DiEM 25). Varoufakis sagt, daß der kapitalimus die demokratie fressen wird, solange niemand die meinung sagt. [Mal am rande bemerkt: es ist schon interessant, daß die das video auf der verlinkten seite mit untertiteln in 10 sprachen anbieten, darunter sogar Persisch. Für die knapp 9 millionen Österreicher und die paar hanseln die in Schland leben war es offenbar zu viel aufwand, auch noch Deutsche untertitel anzufertigen].

Ich fürchte, daß das alles keine übermäßig gute idee ist. Mit diesem text wird Varoufakis’ idee angepriesen:

»Have you wondered why politicians aren't what they used to be, why governments seem unable to solve real problems? Economist Yanis Varoufakis, the former Minister of Finance for Greece, says that it's because you can be in politics today but not be in power — because real power now belongs to those who control the economy. He believes that the mega-rich and corporations are cannibalizing the political sphere, causing financial crisis. In this talk, hear his dream for a world in which capital and labor no longer struggle against each other, "one that is simultaneously libertarian, Marxist and Keynesian."«

Für die freunde der Deutschen sprache, die nicht viel freude daran haben, Englisch zu lesen, eine sinngemäße übersetzung: »Haben Sie sich schon mal gefragt, warum politiker, nicht mehr sind, was sie einmal waren und warum sie anscheinend nicht in der lage sind probleme zu lösen? Der ökonom und frühere finanzminister Griechenlands, Yanis Varoufakis, sagt, daß man in der politik aber trotzdem machtlos sein kann, weil die tatsächliche macht von denen ausgeht, die die wirtschaft beherrschen. Er glaubt, daß die megareichen und konzerne die finanzkrise ausgelöst haben, um den politischen bereich auszubluten. In diesem gespräch hören Sie von seinem traum von einer welt, in welchem kapital und arbeit nicht mehr gegeneinander kämpfen, "eine, die gleichzeitig libertär, marxistisch und keynesianisch ist"«

Für mich hört sich das schon fast nach gauckscher verwirrung an. Zitat Bundesprediger: »Daher gilt: Ich bin ein linker, liberaler Konservativer.« Das geht zwar überhaupt nicht, aber wer soll sich daran stören? Yanis Varoufakis bestimmt nicht.

Zum text. In einem punkt hat herr Varoufakis recht: die macht geht von den eigentümern der konzerne aus (wer sonst sind die megareichen?). Ansonsten sehe ich da nichts gehaltvolles: politiker waren noch nie, was man sich von ihnen erhofft. Sie lösen sehr wohl probleme. Nämlich die der wirtschaftlich relevanten und daran wird sich auch nichts ändern so lange es den klassengegensatz gibt. Und der läßt sich innerhalb des kapitalismus nicht auflösen.

Man kann nicht gleichzeitig für libertarismus, Keynes und Marx sein. Das sind drei welten, die einander weitgehend ausschließen. Libertarismus und keynesianismus haben gemeinsam, daß sie den kapitalismus und die klassengesellschaft retten wollen, allerdings auf unterschiedlichen wegen. Der marxismus hat die klassenlose gesellschaft und die abschaffung des kapitalismus als ziel. Aber offensichtlich ist es nicht einmal mehr möglich, daran auch nur zu denken.

Stattdessen lieber »ein bißchen hiervon - ein bißchen davon«. Das funktioniert so nicht. Man muß sich schon entscheiden, ob man den kapitalismus retten oder ihn in die tonne treten will.

Der ehemalige chefökonom von Syriza, Gianis Milios, bezeichnete Varoufakis als »libralen clown«. Ein clown ist eine tragische figur. Es ist ein trauerspiel.

Das, was »links« zu sein gedenkt, bietet auch an dieser stelle nicht einmal den gedanken an etwas anderes. Oder auch nur den traum eines gedankens an etwas anderes.

Irgendwie mußte ich an den chanson »l’opportuniste« von Jacques Dutronc denken. Wenn es auch sonst nichts gibt.

Musik!





»Je suis pour le communisme,
je suis pour le socialisme
et pour le capitalisme«

(»Ich bin für kommunismus, ich bin für sozialismus, ich bin für kapitalismus.«)

Hmmm.

11 Kommentare:

  1. http://www.flassbeck-economics.de/diem25-was-helfen-uns-jetzt-die-vereinigten-staaten-von-europa/
    link vor einigen Tagen gefunden im Kommentarbereich bei burks oder Klaus Baum.

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    1. Danke für den link. Ich habe darüber das »manifest« von DiEM gefunden, das hatte ich noch nicht komplett gelesen. Die mühe kann man sich eigentlich sparen, etwas sinnvolles steht nicht drin. Man bekommt beim lesen den eindruck, das ziel sei gewesen, möglichst oft die wörter »demokratie« und »demokratisierung« zu verwenden.

      Die auffassung, daß die sich besser nicht auf die demokratie berufen sollten, teile ich. Wenngleich aus ganz anderen gründen als der herr Höpner das tut.

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  2. Antworten
    1. Ich glaube eher, daß die löschmaus bereits da war und wenn kommentare nicht zum thema passen, ganz bestimmt bald wieder in erscheinung treten wird.

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    2. Ich kann mir das nur sehr schwer vorstellen, also echt eigentlich noch viel schwerer: Entweder war Gott schon immer und braucht nicht mehr zu kommen (oder er kommt andauernd, was auch für ihn - wenn schon nicht zu anstrengend - so doch eventuell zu langweilig würde) oder er war noch nie und wird auch nie... aber was weiß denn ich.

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    3. Echt voll krass, biste jetzt 12?

      Nein, gott wird euch Atheisten die Kraft
      des Negativen noch einmal zeigen.
      Darf ich schon eure blutende Fresse versorgen?
      Ihr wollt ja nicht schwach sein!


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    4. Achtung. Nicht so laut beten. Gott hält mittagsschlaf von 13-15 uhr und nach 22 uhr gilt nachtruhe.

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    5. Was bedeutet der Begriff Gott?
      (Immanuel Kant)

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    6. Du, ich bin einsam.
      Der Tod ist nah.
      Du, ich bin einsam.
      Der Tod ist da.

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  3. Libertär, keynesianisch und marxistisch: Man kann alles diskutieren. Die absolute Trennung ist schon lange vorbei, ob man die Postmoderne mag oder nicht. Das Nichttrennen ist das Eingeständnis, dass wir alle nicht wirklich bescheid wissen, nicht wirklich den Durchblick haben. Das ist eine wichtige Vorsaussetzung, um überhaupt etwas zu ändern. Sich da oben zu entscheiden hat etwas fundamentalistisches, ähnlich den Religiösen. Man sucht eine Sicherheit, die es nicht gibt.

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    1. Klar kann man alles diskutieren. Sogar über Ayn Rand. Es ist auch absolut legitim äpfel mit birnen zu vergleichen. Allerdings ist das nicht möglich, ohne die unterschiede zu erkennen.

      Keynes war Antimarxist und hat ein gegenprogramm zu Marx entworfen, das den kapitalismus keinesfalls überwinden sondern retten sollte. Wenn man nicht gewillt ist, das zu trennen, ist man vermutlich ziemlich wirr in der birne.

      Was daran religiös ist, wenn man die ursachen der probleme der menschen im kapitalismus erkennt und daraus den schluß zieht, daß es zwecklos ist, den »verbessern« zu wollen, mußt Du bitte erklären. Alle Keynsianischen programme, die es mal gab, sind nicht lange gelaufen und das nicht völlig grundlos.

      Aus meiner sicht hat es eher etwas religiöses, wenn man glaubt, daß dieser scheiß die lebensbedingungen der menschen verbessern könnte. Ich persönlich glaube lieber an den osterhasen (aus schokolade, natürlich).

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