Sonntag, 13. Januar 2019

15 jahre »Gutes Wedding - schlechtes Wedding«

Wer mal nach Berlin kommt und feststellen muß, daß das Brandenburger Tor bereits von anderen touristen weggeglotzt wurde, der Ku’damm eigentlich langweilich ist und die meisten dinge, die man sonst dort tun kann viel zu teuer, könnte auch mal über die Müllerstraße auf dem Wedding flanieren. Das ist der »Ku’damm des Nordens«. Echt voll Wedding - und dort laufen sogar Berliner frei herum.

Wenn man in richtung des südlichen endes der Müllerstraße am Kurt-Schumacher-Haus die SPD rechts liegen läßt, findet man das kleine Prime Time Theater. Dort läuft seit inzwischen 15 jahren das serientheaterstück »Gutes Wedding, Schlechtes Wedding« - insgesamt 120 folgen. Ich bin eher kein seriengucker, habe aber doch über die jahre hinweg die eine oder andere folge gesehen. Es macht wenig, wenn man noch nie zuvor oder lange nicht mehr dort war, denn am anfang gibt es immer eine kurze videozusammefassung, was passiert ist - und schon ist man auf dem laufenden.
Natürlich ist das kein politisches kabarett, sondern comedy, ulk, quatsch. Oft recht überdreht und schrill. Aber weil es gegen Prenzlauer Berg und dessen inzwischen recht merkwürdige bewohner geht, sind immer etliche witze über esoteriker, impfgegner oder dergleichen drin. Und das gefällt mir zufällig.

Gelegentlich gibt es auch sonderfolgen, klassiker, wie letzens Hamlet, der dann aber eben problemprinz aus dem Wedding ist... und die ganze geschichte erstaunlich nah am original. Schließlich wußte doch schon Shakespeare, daß soja für die Weddinger von übel ist.

Originalfilmschnipsel aus dem theaterstück. In welchem zusammenhang das in dem stück vorkommt, verrate ich natürlich nicht. Schließlich wird das stück mitte märz wieder gespielt und da wäre es schlecht, wenn der witz vorher schon weg wäre.

Die preise sind für Berliner verhältnisse moderat: im vorverkauf 19€ für die reguläre karte, 14€ für die ermäßigte, sozialtickets für 8€, an der abendkasse 2€ teurer.

Bemängelt wird gelegentlich, daß es freie platzwahl gibt und man früh erscheinen muß, um einen gescheiten platz zu kriegen, und die bloß getränke verkaufen und kasse machen wollen. Ja, von irgendwas muß auch das »Prime-Time-Theater« leben. Aber niemand muß dort irgendwas konsumieren. Man kann dort um 19 uhr rein gehen, den platz, den man haben möchte mit einem halstuch oder so besetzen und dann bis 20.15 spazieren gehen.

Aber wer kein bier dort trinkt, verpaßt etwas. Die molle macht 3€50.
Für das, was man bekommt, ein äußerst anständiger preis. Es gibt bier aus einer kleinen Weddinger brauerei, das es nicht in flaschen zu kaufen gibt - und es ist kein ungenießbares craftgedöns, das nach aprikosen oder so schmeckt, sondern ein richtig ordentliches pils. Und die molle darf man ganz in ruhe auch im theatersaal austrinken.

Dem kleinen »Prime-Time-Theater« wünsche ich noch viele gute jahre.

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