Freitag, 30. April 2010

Reichsarbeitsdienst nun bundesweit möglich

Im jahr 2006 startete in Sachsen-Anhalt das modellprojekt »bürgerarbeit«. Nach »erfolgreichen« tests wurde selbige auch in einzelnen gemeinden in Thüringen und Bayern eingeführt. Bundesweit soll die »bürgerarbeit« ab 2011 eingeführt werden.

Es ist nicht verwunderlich, daß derartige projekte »erfolgreich« die arbeitslosigkeit senken: erst werden normalbezahlte gemeinützige stellen gestrichen, weil dafür kein geld da sei. Dann werden die stellen mit jeweils zwei bis drei »unqualifizierten helfern« neu besetzt, die nicht protestieren dürfen, daß sie bei ihrer qualifikation anstatt 900 € lieber 2.300 € (oder so) verdienen würden.

Und wieder die allerseits beliebte heuchelei, daß das selbstwertgefühl durch die simulation eines »normalen« tagesablaufes mit erwerbsarbeit steige. Die meisten menschen arbeiten gern, aber von selbstwertgefühl allein kann der mensch nicht leben.

Besser wäre es, durch arbeit nicht nur das selbstwertgefühl, sondern auch den kontostand und den lebensstandard zu steigern.

Montag, 26. April 2010

Hinter gittern

ist das eine grünanlage oder ein balkencode?











In Berlin hinter dem hauptbahnhof weiß man bescheid.

Donnerstag, 15. April 2010

Pflegebranche sucht keine arbeitskräfte, sondern h4empfänger

Einen echten »astheimer*« lieferte die FAZ anfang des monats: In der pflegebranche werden händeringend helfer gesucht, doch nur »normale« arbeitslose besaßen die frechheit, sich zu bewerben.

Da fängt der laie an zu staunen:

Es gibt arbeit, die getan werden muß.

Menschen bewerben sich und sind für die arbeit nicht zu gebrauchen. Nicht, weil sie unqualifiziert wären. Sie sind in der falschen form arbeitslos.

In der FAZ wird nicht hinterfragt, was denn an h4empfängern nun so attraktiv wäre. Stattdessen läßt man Ulrich Marseille zu wort kommen, daß angeblich kein einziger h4empfänger in die pflege vermittelt worden sei - der autorin des artikels fällt nicht einmal auf, daß herr Marseille vorstandsvorsitzender der Marseille AG ist. 

Das ist keine gemeinnützige einrichtung, sondern kommerzielle abladestation für alte, kranke, demente, die sich pflege leisten können.

Altenpflege ist eine gesellschaftlich wichtige arbeit, die auch hilfskräfte in hohem maß psychisch belastet: wer hier arbeitet hat keine »pflegeerfolge«, niemand geht am ende frohen mutes und gesund aus dem altersheim raus, alle werden dort mit einem schwarzen wagen abgeholt, das gehört auch zum leben. Hier sollen, um den privaten profit zu steigern, auf staatskosten billigstlöhne etabliert werden.

Über den allerwertesten herrn Ulrich Marseille sei angemerkt, daß er 2002 spitzenkanditat der »Schill-Partei« in Sachsen Anhalt gewesen war und in den 1980er jahren versucht hatte durch betrug an ein jura-staatsexamen zu kommen (quelle: manager magazin) . 

Außerdem wurde dieser saubere klinikbetreiber im vergangenen august zu einer bewährungsstrafe von einem jahr verurteilt, mit der auflage sechs millionen euro an die staatskasse zu zahlen. 

Schon klar, daß herr Marseille dringend geld braucht. Das soll er aber nicht aus der staatskasse erhalten, in die er einzahlen muß!

Wenn herr Marseille, wie er der FAZ sagte (mindestens) 500 h4empfänger einstellen würde, um sie zwei jahre lang bei 400 € monatlich zu beschäftigen und dann (vielleicht) zu übernehmen, würde das den staat, wenn alle durchschnittliche alleinstehende wären, 5,4 millionen kosten. Weil viele menschen nun einmal familie haben, würde dieses beschäftigungsmodel über 6 millionen kosten.

Ein schelm, wem jetzt etwas auffällt!



*Um nicht zu sehr in die vulgärsprache zu geraten, habe ich mich dazu durchgerungen »astheimer« als  synonym für »a…, wilde« zu verwenden bzw. um »besondere« jounalistische leistungen der bürgerlichen medien speziell zu würdigen.

Sonntag, 11. April 2010

F 104 Starfighter

Munter gestorben wird bei der bundeswehr nicht erst, seit sie im ausland kriege führt, auch in der relativ friedlichen zeit des sogenannten »kalten krieges« starben menschen für die profitgier der rüstungskonzerne und durch korrupte politiker.

Bei arte gibt es derzeit einen interessanten dokumentarfilm über das größte und teuerste rüstungsprojekt der BRD zu sehen. Für den größenwahn, mit dem Starfighter eine mehrzweckwaffe einzuführen, die als aufklärer, als abfangjäger und als nuklearer kampfbomber einsetzbar sein sollte, starben 116 piloten und etliche unbeteiligte. Jeder sechste pilot stürzte ab.

Genau wie heute wurde damals vertuscht und gelogen, es kommt einem wie ein schlechter witz vor, daß die firma Lockheed 6 millionen mark an die hinterbliebenen zahlte. Für bestechung sollen insgesamt 22 millionen dollar in alle welt geflossen sein.

Im fernsehn wird die sendung am dienstag, 13. april 2010 um 10.50 uhr und am samstag, 17. april 2010 um 16.20 uhr wiederholt.

Dienstag, 6. April 2010

Henkerhaus

Besucht man das städchen Bernau bei Berlin, findet man einen ort, an dem historische bausubstanz und romantische plattenbauten friedlich zusammenleben.




























Beim umrunden der kernstadt im schatten der stadtmauer, findet man das heimatmuseum, das in einem historischen gebäude untergebracht ist.




























Wenige meter entfernt ein kriegerdenkmal -




























hier gedenkt man der ermordeten mörder an der richtigen adresse: »Am Henkerhaus« heißt die ecke an der man der toten gedenkt. Im »Henkerhaus« befindet sich heute das museum.

Jenseits des »Henkerhauses« ist an der stadtmauer ein kleiner gedenkstein angebracht, fast hätte ich ihn übersehen.





















































klein und bescheiden gedenkt man hier der deserteure.
Auf der tafel, die unterhalb in den boden eingelassen ist, steht:



gewidmet


allen deserteuren und verweigerern
deren heimat die mutter erde ist
die im feind den menschenbruder erkennen
die statt auf generäle
auf den befehl ihres gewissens hören
die nicht an Ideologien
sondern am leben hängen
deren angst kleiner als ihre liebe ist


Derartige gedenktafeln findet man zu selten. Als »helden« gelten die, die helfen den »frieden« in die kassen der rüstunskonzerne zu tragen - während alle, die sich dem verweigern, als »feiglinge« gelten.

Hinter einem henkerhaus anderer qualität befindet sich ebenfalls ein ein ehrenmal:






















Dort hatte man, als ich vorbeikam, in weiser voraussicht die tore geschlossen. Dies stellt nicht die vergangenheit dar, sondern die zukunft. Die namen, der im einsatz getöteten bundeswehrsoldaten erscheinen in einem erbärmlichen led-display. Eine wirklich zukunfts zugewandte investition - man kann ohne großen aufwand beliebig viele namen hinzufügen. Und seit meinem besuch dort ist das angebot an namen, die dort erscheinen, reichhaltiger geworden.

Ich möchte nicht an die denken, die in der perspektivelosigkeit dieser zeit als einzigen ausweg den dienst an der waffe sehen.

Mehr achtung verdienen diejenigen, die sich dem gesellschaftlichen druck nicht beugen, den allgemeinen verhöhnungen als h4empfänger standhalten und trotzdem NEIN sagen!

Freitag, 2. April 2010

Ein Gespräch mit Karlheinz Deschner

BERLIN. (gbs/hpd) Anlässlich des kirchlichen Missbrauchsskandals führte die Deutsche-Presse-Agentur (dpa) ein Gespräch mit Karlheinz Deschner. Offensichtlich waren dessen Antworten jedoch zu pointiert, weshalb dpa plötzlich von der zugesagten Verbreitung des Interviews abrückte. Der Humanistische Pressedienst (hpd) dokumentiert nachfolgend, was deutschen Zeitungslesern vorenthalten wurde.
Herr Deschner, Sie schreiben seit Jahrzehnten eine mehrbändige „Kriminalgeschichte des Christentums“. Hat es Razzien wie im Kloster Ettal in der Kirchengeschichte schon mal gegeben?
Etwas wirklich Vergleichbares kaum, zumindest schweigt meine „Kriminalgeschichte des Christentums“ hierzu ebenso wie meine Sexualgeschichte „Das Kreuz mit der Kirche“. Dazu muss man allerdings bedenken, dass die katholische Kirche – aus bösem Grund – über Jahrhunderte eine eigene Gerichtsbarkeit hatte, mit der man verhinderte, dass derart Belastendes vor den Gläubigen ausgebreitet wurde. Die Heuchelei gehört bis heute zu den widerlichsten, doch wesentlichen Charakterzügen des Christentums. Gemäß der alten Devise „si non caste caute“, wenn schon nicht keusch, dann wenigstens vorsichtig, unterschieden viele Päpste zwischen einer heimlichen und einer bekannt gewordenen Sünde, bei der sie die Strafe verdoppelten, ja verdreifachten. Gegen das Sündigen im Allgemeinen hat man selbstverständlich nichts, im Gegenteil, es ist den Herren sehr willkommen; davon leben sie.
Haben Sie die immer mehr bekannt werdenden sexuellen Missbrauchsfälle an katholischen Einrichtungen überrascht?
Nein, keinen Augenblick, wie gewiss keinen Kenner der kirchlichen Sexualgeschichte. Und längst laufe ich weg oder höre weg, wird das Problem, etwa in den Nachrichten, thematisiert. Überrascht hätte mich dagegen, aufs Äußerste überrascht, der Rücktritt auch bloß einiger Herren in höheren Rängen, wo man immer tut, als seien sexuelle Verfehlungen nur eine Sache des gemeinen Fußvolks!
Ist sexueller Missbrauch ein neues Phänomen in der Kirchengeschichte?
Sexuelle „Fehltritte“ aller Art sind so alt wie die Kirchengeschichte und sie florierten, je christlicher die Welt wurde, desto mehr. Die Klöster waren oft die reinsten Bordelle, doch mussten die armen Nonnen, aus Sittlichkeitsgründen nicht selten sogar der Beichtväter beraubt, auch mit Kindern vorlieb nehmen, mit Vierbeinern. Wie denn nur beispielhalber die Ritter des Deutschen Ordens, verpflichtet, ein Leben „allein im Dienste ihrer himmlischen Dame Maria“ zu führen, alles vögelten, was eine Vagina hatte, Ehefrauen, Jungfrauen, kleine Mädchen und, wie wir nicht ohne Grund vermuten dürfen, weibliche Tiere. Wie es ja auch im Vatikan, lange, sehr lange, recht locker zuging, etwa – einer für viele – Papst Sixtus IV, Erbauer der Sixtinischen Kapelle und eines Bordells, noch seine Schwester und Kinder besprang, sein Neffe, Kardinal Pietro Riario, sich buchstäblich zu Tode koitierte und auch noch, Ehre wem Ehre gebührt, eines der schönsten Grabdenkmäler der Welt bekam.
Sehen Sie hier allein das Versagen einzelner Menschen oder gibt es kirchliche Strukturen, die sexuellen Missbrauch, also Straftaten begünstigen?
Die Hauptursache all der Missstände, um die es hier geht, liegt in der kirchlichen Moral selbst. Sie ist weitgehend widernatürlich, sie hemmt die Sexualenergie, setzt sie in Destruktivität um, und sie führt in letzter terribelster Konsequenz vom Lustmord zur Mordlust. Auch andere religiöse wie weltliche Diktaturen wussten und wissen davon zu profitieren. Die christliche Sexualrepression führt aber nicht nur zur Steigerung des Kampfgeistes im Krieg, sie führt auch zu einem permanenten Krieg gegen sich selbst. Viele Hunderte erschütternder Briefe von Opfern klerikaler Sexualrepression haben mich erreicht, Opfern oft von kaum vorstellbarer Not. Bei andern aber sucht sich der unaufhaltbar gestaute Trieb ein Ventil für den Überdruck ...
Was sollte die Kirche aus Ihrer Sicht als Kirchenhistoriker tun, um sexuellen Missbrauch in Zukunft den Boden zu entziehen?
Nicht nur, um dem sexuellen Missbrauch den Boden zu entziehen, denn der geistige ist oft noch viel schlimmer – sie sollte verschwinden…


Informationen zu Autor und Werk: www.deschner.info