Alle Medien sind sich ziemlich1 einig: „Die Tat eines Irrsinnigen“, „Wahnsinn“, Psycho“ usw. Deswegen sei die Tat auch „nicht zu begreifen“, „nicht zu erklären“ und „nicht zu kommentieren“. Das mag als erste Reaktion verständlich sein. Immerhin stehen jedermann die Bilder von der Insel und der Innenstadt von Oslo vor Augen und hat jedermann die Zahl der Toten im Kopf. Doch es handelt sich bei diesen Verlautbarungen gar nicht um erste verstörte Reaktionen. Keiner der Schreiberlinge, die sich für unfähig erklären, angesichts der „Wahnsinnstat“ einen Kommentar abzugeben, legen Griffel oder Laptop weg, sondern legen los. Und wie. Der Befund „Wahnsinn“ oder „Irrsinn“ steht deshalb auch nicht für erste Sprachlosigkeit, sondern transportiert bereits knallharte Befunde: Die Attentate, so lauten sie, sind Ausgeburten eines kranken Gehirns, der Täter nicht bei Verstand2, weswegen sich eine ernsthafte Befassung mit der Tat verbietet - als ob die im Interesse von Presse und TV liegen würde.
Dabei wird überall ausführlich aus dem 1500 Seiten umfassenden Manifest des Attentäters zitiert und es werden Ausschnitte aus seiner Erklärung bei der ersten Anhörung vor Gericht vorgelegt, in denen er seine Motive klar und deutlich offenbart. Zusätzlich werden Hintergründe recherchiert, etwa über Norwegens Ausländerpolitik berichtet oder die rechtsextreme Szene in Skandinavien beleuchtet. Das scheint jedermann sofort zu wissen: Die Gedanken, die seine Motive ausmachen, hat er nicht erfunden; er weiß sich da einig mit rechten Gruppierungen, die Ähnliches denken wie er, und außerdem reagiert auf die norwegische Ausländerpolitik. Den text von Freerk Huisken bitte hier weiterlesen.