Mittwoch, 29. März 2017

Der Deutsche traum: vom tellerwäscher zur AfD

An sich ist es kein geheimnis: nicht alle menschen, die zu einer an sich diskriminierten minderheit gehören, sind deshalb automatisch links. Es gibt konservative oder sogar rechtsextreme frauen, schwule und ausländer.

Und es gibt den herrn Demagbo von der AfD, der aus Benin in Westafrika stammt, der sprachwissenschaftler ist, zum studium nach Kiel kam, dort eine zweite heimat fand und »multikulti« als gescheitert bezeichnet, was auch immer man als »multikulti« bezeichnet. Beispiele hierfür seien Duisburg-Marxloh und Berlin-Marzahn.

Ich kenne Duisburg-Marxloh nur dem namen nach. Ist berüchtigt wegen der über 50% ausländeranteil. Aber Marzahn? Multikulti? Ich hatte dort in den letzten tagen mehrfach zu tun. War alles wie immer: im russischen supermarkt ein paar leute, die mit akzent Deutsch sprachen und der frühlingsrollenverkäufer in der bude an der ecke, der vielleicht in den 80er jahren als vertragsarbeiter aus Vietnam kam. Ansonsten alles Deutsch. Wahrscheinlich gibt es in Deutschland in einer großstadt keinen Deutscheren ort als Marzahn. Mit mehr als 95% inländeranteil ist multikulti tatsächlich kaum möglich. Das sind ganz neue töne aus der AfD, daß multikultur offenbar am zu hohen inländeranteil scheitert.

In einem interview mit dem ZDF im März 2016 sagte herr Demagbo über seine integration in Deutschland:
Zitat Achille Demagbo: »Damals war die stimmung sehr gut, mir wurde enorm geholfen. Ich bin sehr dankbar dafür. Die Deutschen sind nicht ausländerfeindlich, ganz im gegenteil, die Deutschen schätzen jeden, der hier lebt und die demokratischen werte Deutschlands schätzt.«
Positiver rassismus ist immer schon nicht schlauer gewesen als negativer. Die aussage, daß »die Deutschen« nicht ausländerfeindlich sind ist genau so falsch wie die behauptung, daß »die Deutschen« alle rassisten wären. Wahrscheinlich wäre es sogar falsch zu behaupten, daß alle in der AfD ausländerfeindlich wären.
Zitat Achille Demagbo: »Man kann mir getrost abnehmen, daß ich niemals einer rassistischen partei beitrete. Und eine solche partei würde mich auch nicht in den landesvorstand wählen.«
Allein, weil Achille Demagbo es in den vorstand der AfD geschafft hat, soll man also glauben, die AfD hätte nichts mit rassismus zu tun.

Das ist keine gute idee. Er denkt allein von seiner eigenen betroffenheit aus. In Kiel sind die von der AfD offenbar eher wirtschaftorientiert, die gegen die »guten ausländer« wenig haben. Und zu den »guten« zählt herr Demagbo sich auch selbst. Schließlich ist er kein armutsflüchtling, er stammt aus guten verhältnissen, hat sich sein studium in Deutschland redlich mit tellerwaschen verdient und ist in der Deutschen bürgergesellschaft angekommen. Er betrachtet es sogar als positiv, wenn Björn Höcke vom lebensfreudigen Afrikanischen ausbreitungstyp spricht. Schließlich sei er lebensbejahend. Noch mal zur erinnerung in kürze, was herr Höcke gesagt hat:
Zitat Björn Höcke:»In Afrika herrscht nämlich die sogenannte r-strategie vor, die auf eine möglichst hohe wachstumsrate abziehlt, dort dominiert der sogannte ›ausbreitungs-typ‹ und in Europa verfolgt man großteils die K-strategie, die die kapazität des lebensraumes optimal ausnutzen möchte, hier lebt der ›platzhalter-typ‹

[…] im 21. jahrhundert trifft der lebensfreudige Afrikanische ›ausbreitungs-typ‹ auf den selbstverneinenden Europäischen ›platzhalter-typ‹ […] An dieser stelle ist es angeraten, meiner meinung nach, mal die populationsökologische brille aufzuziehen, um den blick noch etwas zu weiten.[…] Die länder Afrikas, sie brauchen die Deutsche grenze, die länder Afrikas, sie brauchen die Europäische grenze, um zu einer ökologisch-nachhaltigen bevölkerungspolitik zu finden.«
Das hört sich nicht danach an, als wären dem Herrn Höcke Afrikaner in Deutschland besonders willkommen. Für mich klingt das eher völkisch. Es klingt ein bißchen wie die aussage eines anderen, der früher in Deutschland unter dem namen »der Führer« bekannt war:
Zitat Hitler: »Juden waren und sind es, die den Neger an den Rhein bringen, immer mit dem gleichen Hintergedanken und klaren Ziele, durch die dadurch zwangsläufig eintretende Bastardierung die ihnen verhaßte weiße Rasse zu zerstören, von ihrer kulturellen und politischen Höhe zu stürzen und selber zu ihren Herren aufzusteigen.

Denn ein rassereines Volk, das sich seines Blutes bewußt ist, wird vom Juden niemals unterjocht werden können. Er wird auf dieser Welt ewig nur der Herr von Bastarden sein.

So versucht er planmäßig, das Rassenniveau durch eine dauernde Vergiftung der einzelnen zu senken.«
So würde das heute niemand mehr sagen. Schon allein, weil es den meisten menschen bekannt ist, daß das mit den Juden eine verschwörungstheorie ist und man sich damit lächerlich macht. Aber, daß man den Hitler als »böse« darstellt, damit hat Höcke ein problem:
Zitat Björn Höcke: »Wissen Sie, das große Problem ist, dass man Hitler als das absolut Böse darstellt[...]Wir wissen aber natürlich, dass es in der Geschichte kein Schwarz und kein Weiß gibt. Und dass es viele Grautöne gibt. [...]Sogar der schlimmste Schwerverbrecher hat vielleicht irgendetwas Gutes, irgendetwas Liebenswertes, aber er ist trotzdem ein Schwerverbrecher [...] es ist ausgeschlossen – rein von der Logik her, also rein philosophisch gesehen ist es ausgeschlossen – dass ein Mensch nur dunkel ist.«
Weniger probleme dürften Höcke und seine freunde damit haben, was Hitler über die integration von ausländern, damals »Germanisation« genannt, geschrieben hat:
Zitat Hitler: »Es ist aber ein kaum faßlicher Denkfehler, zu glauben, daß, sagen wir, aus einem Neger oder einem Chinesen ein Germane wird, weil er Deutsch lernt und bereit ist, künftighin die deutsche Sprache zu sprechen und etwa einer deutschen politischen Partei seine Stimme zu geben. Daß jede solche Germanisation in Wirklichkeit eine Entgermanisation ist, wurde unserer bürgerlichen nationalen Welt niemals klar. Denn wenn heute durch das Oktroyieren einer allgemeinen Sprache bisher sichtbar in die Augen springende Unterschiede zwischen verschiedenen Völkern überbrückt und endlich verwischt werden, so bedeutet dies den Beginn einer Bastardierung und damit in unserem Fall nicht eine Germanisierung, sondern eine Vernichtung germanischen Elementes. Es kommt in der Geschichte nur zu häufig vor, daß es den äußeren Machtmitteln eines Eroberervolkes zwar gelingt, den Unterdrückten ihre Sprache aufzuzwingen, daß aber nach tausend Jahren ihre Sprache von einem anderen Volk geredet wird und die Sieger dadurch zu den eigentlich Besiegten werden.

Da das Volkstum, besser die Rasse, eben nicht in der Sprache liegt, sondern im Blute, würde man von einer Germanisation erst dann sprechen dürfen, wenn es gelänge, durch einen solchen Prozeß das Blut der Unterlegenen umzuwandeln. Das aber ist unmöglich. Es sei denn, es erfolge durch eine Blutvermischung eine Änderung, welche aber die Niedersenkung des Niveaus der höheren Rasse bedeutet.«
Daß man Deutsch nicht werden, sondern nur sein kann, entspricht bis heute dem denken der rechtsextremen. Und das kommt auch in der AfD vor, weshalb jeder, der sich in der partei engagiert oder sie wählt, sich mit faschisten gemein macht.

Mich erinnert die geschichte des herrn Demagbo ein wenig an jene Juden, die Deutschnational waren und kaum begreifen konnten, daß sie im »Dritten Reich« unerwünscht waren. Bezugnehmend auf Brecht sagte damals Horst Hannibal »HoHaSchmi« Schmidt: »Und die noch dümmeren kälber verrichten sogar die arbeit ihrer schlächter selber.«

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