Dienstag, 2. Dezember 2014

Der fehlende hirn... (part 2)

äh, …schmant, natürlich. (fortsetzung) Es geht nach wie vor um »der fehlende part« vom 28. november 2014.

[…]zwischendurch war das thema der »Arabische Frühling« und seine folgen dran, auf das ich hier nicht weiter eingehen möchte[…]

Moderatorin: »Die presse reagiert verkrampft und beleidigt auf jede kritik gegen sich selbst. Und das liegt jetzt nicht nur daran, daß RTdeutsch ins bild gerutscht ist. Wir sind ein dorn im auge der Deutschen medien. Aber eigentlich eine natürliche folge quasi eine manifestation der medienverdrossenheit und des mißtrauens, das über die letzten monate und jahre hinweg gewachsen ist.«
[Schnitt auf video-aufzeichnung.] Gezeigt wird eine yoga-lehrerin aus Köln mit blonden dreadlocks in einem Berliner zeitschriftenladen und anschließend auf der Friedrichstraße.
Lea Frings: »Was ist nur passiert mit unserer Medienbranche? Wo es früher noch nahmhafte koryphäen gab, namen wie Gaus, Scholl-Latur, Nannen oder Haffner. Da sind die heutigen kollegen ziemlich farblos geworden. Ihre berichterstattung unterscheidet sich im wesentlichen kaum noch voneinander. Ich frag mich manchmal, ob Kai Diekmann seine redakteure überhaupt noch namentlich auseinanderhalten kann. Böse zungen behaupten, Claus Kleber und Gundula Gause wären ein und die selbe person. Was ist nun also los mit unserer freien und ergebnisoffenen berichterstattung?«
Die junge dame scheint ein etwas verschrobenes verhältnis zu bereits verstorbenen, größtenteils konservativen männern zu haben. Hoffentlich ist sie nicht auch noch nekrophil. Etwas merkwürdig scheint sie schon zu sein, wenn sie die behauptung, daß Claus Kleber und Gundula Gause für ein und dieselbe person zu halten, nicht eindeutig ausschließen kann.

Es folgt eine passantenbefragung [bla bla bla bla bla bla bla], langweilig. Was sollen die leute auch spontan sagen, wenn sie ein mikro vor die nase gehalten bekommen und gefragt werden, ob sie mit den Deutschen medien zufrieden sind. Es dürfte leicht sein, ablehnende stimmen zu hören, denn zufrieden ist niemand und am nächsten tag wird doch wieder die BILD gekauft und fernsehn geguckt.

Oder man wähnt sich gar »informiert«, wenn man die erzeugnisse des Kopp-Verlages oder dergleichen konsumiert.

Auch wage ich, anzuzweifeln, daß es diese »freie und ergebnisoffene« berichterstattung je gegeben hat. Das problem daran ist, daß das hauptanliegen der medien nicht ist, menschen mit informationen zu versorgen, sondern daß die hauptsächlich als geschäftsmodell zum geldverdienen da sind.
Lea Frings: »[…] Da werden mal eben ganze kommentarspalten unter artikeln gesperrt, mit dem hinweis darauf, daß die kritischen kommentare ja sowieso nur von Putin-trollen kommen. Wir haben für diesen beitrag nicht die komplette Friedrichstraße gesperrt. Und meine gespächspartnerinnen haben auch kein geld für ihre meinungen bekommen.«
Ich lege meine hand dafür ins feuer, daß bei RTDeutsch noch NIE eine kommentarspalte geschlossen wurde. Was es von anfang an nicht gibt, kann schließlich später nicht dicht gemacht werden.

Zurück ins studio.
Moderatorin: »Warum aber - und so handhaben sie sich selbst - feinde, sich so schwer tun mit kritik, möchte ich nun mit herrn Albrecht Müller von den ›nachdenkseiten‹ besprechen.«
Aha, bei RTdeutsch ist man manchmal doch in der lage, organisationen nennen von denen interviewgäste kommen, wenn die nicht allzu peinlich sind.
Moderatorin: »Hallo Herr Müller! […] Warum tun sich, wie sie sich auch selbst ernennen - feinde - so schwer mit kritik?«
Albrecht Müller: »Zunächcht muß ich sagen, daß es durchaus qualitativ gute beiträge auch in Deutschland gibt, Das problem ist, daß wir auf der anderen seite eine art von mehrheitsmeinung und mehrheitsmeinungsmache haben und diese leute, die auch große interessen vertreten, die fühlen sich gestört durch diejenigen, die deren kampagne und deren meinungsmache hinterfragen.

Das erleben Sie nicht als RTdeutsch nun zum ersten mal. Das haben wir als macher der nachdenkseiten nun seit 10 jahren schon erfahren und auch andere blogs [...] medien wie etwa Telepolis oder Niggemeier oder sowas haben immer damit zu tun, daß dann, wenn man medien kritisiert, sie sofort beleidigt sind, sie sofort vermuten, daß da verschwörungstheorien dahinter stecken und dergleichen mehr. Und das ist wirklich eine demokratiefeindliche situation in der wir sind.

Pluralität der meinungen wird schon als störfaktor betrachtet und das entspricht natürlich überhaupt nicht unserem grundverständnis von demokratie. Auch im grundgesetz ist im grunde vorgesehen, bei den paragraphen oder auch artikeln, die die meinungsfreiheit behandeln, daß wichtig ist die pluralität und das war auch der grund, warum wir vor elf jahren begonnen haben mit unseren nachdenkseiten, weil wir gesagt haben, wir müssen einfach aufzeigen, wo wir manipuliert werden. Das ist unser grundanliegen.

Und wenn ich mir anseh, was sie machen, dann machen sie in punkt auf Russische politik auch das, nur das sie ein element mehr hinzufügen, wo Sie zeigen, wie die Deutsche öffentlichkeit von den mehrheitsmedien manipuliert wird [...] «
Immerhin redet er diesmal nicht von »gleichschaltung« und räumt ein, daß es auch gute beiträge in den Deutschen medien gibt. Wäre nur die sache mit der angeblichen »manipulation«.
Moderatorin: »Sie schreiben selber ›wer aufklären will, der muß die glaubwürdigkeit der hauptmedien in zweifel ziehen, und hat somit schon einen schwierigen start.‹ Also rennt quasi gegen eine wand?!«
Albrecht Müller: »Ja, das ist doch so: wenn Sie hundert impulse von der einen meinung haben, ich nehm mal ein praktisches beispiel, kein außenpolitisches, wenn hundert medienbeiträge sagen, die Riesterrente ist prima, dann kommen Sie dagegen nur an, wenn Sie die glaubwürdigkeit dieser absender in frage stellen.

Denn Sie haben ja keine hundert impulse. Wir haben das nicht bei den nachdenkseiten, sie habens nicht, also man ist dann darauf angewiesen, zu zeigen, wie wir manipuliert werden. Und damit auch zu zeigen, wie wenig man diesen medien glauben kann. Und wenn es sich heute in den medien abzeichnet, daß die medienmachenden, ich sags nochmal, nicht alle, so nervös werden, weil auf den blogs immer widersprochen wird. Und weil auch grundsätzlich widersprochen wird.

Und mit fakten gearbeitet wird und was sich da abspielt, das ist genau das ergebnis dessen, daß eben diese mehrheitsmeinungen nicht mehr unkritisiert im raume stehen, sondern daß menschen, medien, so wie wir eben sagen, leute, hier stimmt etwas nicht. Hier werdet ihr manipuliert und macht am besten aus. Lest die dinger nicht mehr, wie etwa Spiegel«
Und nochmal diese merkwürdige behauptung, daß die öffentlichkeit von den mehrheitsmedien »manipuliert« würde. Das kann einem mitunter zwar schon so vorkommen, jedoch muß man doch nur einmal betrachten, wovon die großen zeitungen und deren online-varianten hauptsächlich leben. Von der werbung. Dementsprechend kapitalfreundlich fallen die berichte aus, man möchte schließlich keine kunden vergrämen, auch die potentiellen nicht.
Moderatorin: »Sie haben damals ähm, äh, die Willy Brand kampagne mitgestaltet. Und Sie sind massiv, ähm, Sie haben massiv mit der BILD ZU kämpfen gehabt... «
Albrecht Müller: »Ja, nun gut, wir haben das alles erlebt schon mal, in sofern...«
Moderatorin: »Wie war das denn damals, entschuldigung, das wollte ich noch hinzufügen… «
Albrecht Müller: »Es war sehr schwer, weil sollten nicht glorifizieren, wie es früher war, die Bildzeitung und der Springerkonzern hat gegen diese damalige friedenspolitik total mobilgemacht.

Wir hatten es immer damit zu tun, und wir haben damals schon - eine völlig parallele situation - Willy Brandt hat die leute aufgerufen, sich selbst gedanken zu machen. Und das war der entscheidende faktor, zum beispiel im wahlkampf 1972, das die menschen gesagt haben, wir glauben der Bildzeitung nicht mehr, wir glauben dem ZDF-magazin von herrn Löwental nicht mehr, wir entscheiden selbst, was wir wahrnehmen.

Und wir wollen endlich frieden machen mit der Sowjetunion damals und mit den völkern Osteuropas. Und das war die richtige politik. Und wir haben damals eine ganz andere welt gehabt. Wir haben nicht von sanktionen gesprochen, sondern ein schlüsselwort war damals vertrauensbildende maßnahmen. Also vertrauen bilden zu den vorherigen feinden und sich verständigen und damit, mit der verständigung und mit dem abbau der konfrontation auch die chance zu haben, daß sich dort etwas verändert und so war es ja auch.

Und deshalb bin ich so traurig, daß das alles abgebrochen wird. Alles...«
Sicher ist es traurig, daß es heute keine friedliche politik gegenüber Rußland gibt. Aber die situation heute ist mit der zeit im Kalten Krieg wohl eher nicht vergleichbar. Damals gab es einen zweiten Deutschen staat im osten, den die Bonner Republik nicht anerkannte, weil man sich als rechtmäßiger eigentümer sah.

Aber auch was das betrifft, ist es ratsam, sich die interessen anzuschauen. Die Deutsche industrie ist gegen sanktionen. Die Russen waren immer gute geschäftspartner, öl und gas haben die immer zuverlässig geliefert und alles mögliche in Deutschland gekauft. An den bahnlinien, die für die Olympischen Spiele in Sotschi gebaut wurden, haben Deutsche Unternehmen sehr gut verdient. Aus dieser sicht wäre es am vernünftigsten, wenn Rußland in die EU käme und all diese geschäfte ohne auslandsmehrwertsteuer und zoll laufen könnten.

Dafür ist Rußland jedoch zu groß, Deutschland würde seine vormachtstellung in der EU verlieren und das geht eben gar nicht.
Moderatorin: »Sehen Sie aktuell die parallele auch mit dem feindbild Rußland, daß in den medien auch aufgebaut wird?«
Albrecht Müller: »Ja, ich fühle mich erinnert an die fünfziger jahre, ich war sehr früh politisiert, mit zwölf, dreizehn jahren. Und mit vierzehn, fünfzehn war damals schon eine entscheidende auseinandersetzung zwischen ost und west.

Und was, wenn ich heute so höre, was heute so erzählt wird, was gesagt wird, dann ist das die gleiche agitation, die wir damals von der Jungen Union oder von ganz scharfen Rechts Außen in Deutschland gehört haben. Und die leute, die versucht haben frieden zu halten, wie etwa Gustav Heinemann, der spätere bundespräsident oder Willy Brandt oder Egon Bahr, sind zunächt einmal extrem angefeindet worden. Wenn Sie daran denken wie Willy Brandt gehaßt worden ist, wie er verfolgt worden ist.

Das waren die früheren zeiten und dann hatten wir 1990 letztlich diese versöhnung und das ist alles wieder kaputtgemacht worden oder wird zur zeit wieder kaputt gemacht, deshalb bin ich so engagiert in dieser sache und deshalb war ich auch bereit zu diesem interview. «
Natürlich wurde Willy Brandt angefeindet, weil er mit formellen anerkennung der DDR die besitztümer im osten preisgab. Interessanter weise hat er die westgrenze Polens damals nicht anerkannt. Eine versöhnung mit Rußland hat es 1990 nicht gegeben, es war wohl eher so, daß der Kohl dem Gorbatschow ein stück land abgekauft hat.
Moderatorin: »Vielen dank, herr Müller. Kann ich auch nur empfehlen, absolut.

Was ich persönlich nicht verstehe, ist, warum unsere kleine 10-mann-redaktion Euch so nerven. Und warum statt diesem gegeneinander. Und das habt Ihr kreiert, es nicht zu einem nebeneinander kommen kann. So auf die art, wir kritisieren Euch, Ihr kritisiert uns.«
Mich nervt RTDeutsch eher nicht, ich muß es mir nicht angucken. Als kritik an den westlichen medien taugt es allerdings nicht, wenn die beteiligten offenbar nicht über das notwendige hintergrundwissen verfügen. Sicher, wenn man sich vor eine kamera stellt und sagt, daß man Claus Kleber und Gundula Gause nicht mag, ist das schon eine kritik. Nur was für eine - »nein meine suppe mag ich nicht« dazu ist noch jeder dreijährige imstande und einen »kristischen« sender, der auf diesem niveau kritik übt, braucht kein mensch.

Zwar kann sich jeder vor eine kamera hocken und mit leuten quasseln. Ein gutes interview zu führen, will allerdings gelernt sein. Ich habe den eindruck, die haben ihre leute nach aussehen von der straße weg gecastet und das bringt halt nicht so viel.

Die moderatorin der sendung heißt, wie am schluß kurz eingeblendet wurde, Jasmin Kosubek und hat laut eigenden angaben bei der einstellung bei RT »einfach glück gehabt«. Das glaube ich allerdings auch.

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